Regimekritiker Türkei teilt Tonaufnahmen zu Khashoggis Tod

Istanbul · Im Fall des vor mehr als einem Monat in Istanbul getöteten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hält die Türkei den Druck auf Saudi-Arabien aufrecht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bestätigte am Samstag in Ankara erstmals offiziell die Existenz von Tonaufnahmen zur Ermordung Khashoggis.

Diese habe man mit einer Reihe von Ländern geteilt – auch mit Deutschland, sagte Erdogan. „Sie haben die (aufgezeichneten) Gespräche gehört und kennen sie“, sagte Erdogan. Was auf den Bändern genau zu hören ist, blieb unklar.

Aus Berlin hieß es dazu gestern lediglich, dass es einen nachrichtendienstlichen Austausch zu dem Thema gab. Ein Regierungssprecher sagte, man nehme grundsätzlich nur vor den zuständigen, geheim tagenden Gremien des Bundestags Stellung. Erdogan sagte, man habe die Tonaufnahmen auch mit den USA, Frankreich, Großbritannien und Saudi-Arabien geteilt.

Der saudische Regierungskritiker Khashoggi war Anfang Oktober in dem Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul umgebracht worden. Unter internationalem Druck auf Saudi-Arabien gab die autokratische Regierung in Riad schließlich den Tod von Khashoggi zu. Sie beschuldigte hochrangige Regierungsmitarbeiter, ein 15-köpfiges Spezialteam zur Ausführung der Tat auf eigene Faust losgeschickt zu haben. Damit wollte die Führung offenbar den mächtigen Kronprinzen Mohammed bin Salman und König Salman aus der Schusslinie nehmen. Riad müsse herausfinden, wer von den Mitgliedern des Spezialteams, die in Saudi-Arabien festgenommen wurden, der Täter gewesen sei, forderte Erdogan. Der Mörder sei sicher unter den Verhafteten.

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