Trumps Asienreise Trumps Asien-Tournee: Viel Lärm um nichts

Manila · Die Nordkorea-Krise, der Handelskonflikt mit China, die Rolle der USA – viel war erwartet worden von der Präsidenten-Reise durch Asien. Wenig davon wurde erfüllt.

 In Japan: US-Präsident Donald Trump (l) füttert edle Koi-Karpfen mit Premier Shinzo Abe – und stellt viele Gemeinsamkeiten mit ihm fest.

In Japan: US-Präsident Donald Trump (l) füttert edle Koi-Karpfen mit Premier Shinzo Abe – und stellt viele Gemeinsamkeiten mit ihm fest.

Foto: dpa/Andrew Harnik

Eine große Versicherung sollte Donald Trumps Reise sein. Klarheit bringen für Verbündete und Freunde über Washingtons Außen- und Asienpolitik. Aber nach zwölf Tagen lässt sich festhalten: Wenn Trumps Tournee irgendetwas nicht gebracht hat, dann das. Der US-Präsident hat wechselnde Botschaften ausgesandt, je länger er unterwegs war, umso mehr. Er begann konzentriert, dann ließ er nach. Der große Profiteur dieser Reise ist China, das für jeden Platz bereitsteht, den Trump räumt. Und wesentlich schlauer, wie es mit Nordkorea weitergehen soll, ist man auch nicht. Ein Überblick:

Tokio – der leichte Start: Eine seiner geliebten Versammlungen im Flugzeughangar steht am Beginn der Tour. Eine Präsentation wie im Wahlkampf, nur mit der Air Force One. Bevor Trump irgendjemanden sonst trifft, besucht er seine Soldaten. Trägt Bomberjacke. Die offiziellen Termine laufen dann gut, man betont Verbindendes. Später wird Trump edlen Koi-Karpfen die ganze Futterschachtel entgegenschütten statt nur einiger Brösel, ungewöhnlich. Aus der Nähe wirkt ein ungeschminkter Trump müde, angespannt, unrund. Mit „Präsident“ Shinzo Abe gebe es so viele Gemeinsamkeiten, sagt er immer wieder. Bis auf den Titel. Abe ist Premier.

Seoul – der gefährlichste Konflikt: Hier in Südkorea ist Trump noch auf Linie, die Botschaften sind diszipliniert und konzise. Seine Rede vor dem Parlament findet im Land hohes Lob. Deutliche Worte an die Adresse Pjöngjangs, aber keine Entgleisungen. Diplomatie statt Draufhauen, viele sind überrascht. Der Ton ist gemäßigt, mit Seoul und Japan wollen die USA es halten, wenn es gegen Nordkorea geht. Das wird sich später alles noch ändern.

Peking – der Rollenwechsel: Mehr Bewunderung geht gar nicht. Tief verbeugt sich Trump vor den Chinesen, die alles an Pracht auffahren, die Trump so mag. Er wird einfach wahnsinnig gern bewundert, folgenlos bleibt das nicht. Die konservative Bloggerin Jennifer Rubin: „Trump ist der schlechteste Verhandler der Welt. Gib ihm eine Kapelle und einen roten Teppich und er wird Dir alles geben, was Du willst. Er ist so ein Einfaltspinsel.“

Lange hat Trump auf China eingeprügelt. Das ist vorbei, es herrscht ein neuer Ton. Das Handelsdefizit sei nicht Pekings Schuld, außerdem würden Deals über Hunderte Milliarden Dollar es rasch schließen helfen. Dass diese „Deals“ zum großen Teil aus reiner Absicht bestehen, China eine Autokratie ist, erfährt der Trump-Unterstützer zu Hause nicht unbedingt.

Da Nang – jeder für sich: Während in grünen Palmen erste Weihnachtssterne baumeln, will Trump seinen Kollegen sagen, wo jetzt neuerdings der Tannenbaum steht. Was vor der Gemeinschaft der Apec freundlich beginnt, mündet in eine wirtschaftspolitische Wutrede. „Amerika zuerst“, das mag zu Hause klappen, aber in der Dampfküche Vietnams zündet es nicht. Höflicher Applaus. Die standing ovations bekommt später Xi Jinping.

Der Chinese tritt für Freihandel ein und für Bündnisse. Der US-Präsident fordert dagegen, jeder solle zuerst an sich selber denken, stolz und frei und unabhängig sein. Seine „Vision eines indopazifischen Traums“ bleibt aber leer. Konsequent schreibt Trump den Rückzug der USA fort, wieder und wieder camoufliert als „neue Prinzipien von Fairness und Gegenseitigkeit“.

Später am Wochenende, da ist Trumps Appell erst einen Tag alt, geben die elf verbliebenen Vertragspartner des Pazifik-Freihandelsabkommens TPP kühl bekannt, dass sie nun ohne die USA weitermachen wollen. Washingtons Rückzug hin oder her.

Alle Welt wartet auf ein Zweiertreffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, aber zumindest im offiziellen Rahmen wird es das nicht geben. Sie begegnen sich dann aber doch, unter anderem am großen Tisch, plaudern, beugen die Köpfe. Mit kleinen Dampflokbewegungen der Arme gibt Trump auf dem Weg zum Fototermin den Dynamiker, Putin schaut sehr stoisch drein. Seine Bilder mit Trump hat er, auf alles andere kann er warten.

Hanoi – Verlust des Fokus’: Diese Station klemmte eh ein wenig schräg im prallen Zeitplan, viel mehr als noch mehr roter Teppich, Blumenmädchen und das Bild des tapferen Trump vor einer Büste des Kommunisten Ho Chi Mins wird wohl nicht bleiben. Mehr als 13 000 Kilometer von zu Hause aber wird mit einem Mal ein Komplex groß, der mit der Reise an sich nicht das Geringste zu tun hat. Russland.

In der Air Force One auf dem Weg nach Hanoi hatte Trump wieder einen dieser Auftritte, bei denen er einfach immer weiter redete. Er glaube Putin, der habe an der US-Wahl nicht herumgefummelt, bestimmt nicht. Seinen eigenen Geheimdiensten aber glaube er nicht. Alles Politik. Die CIA erschreckt sich so, dass sie sicherheitshalber ein Statement herausgebt, sie stehe sehr wohl zu ihren Erkenntnissen.

Mit dem neuen Morgen in Hanoi hat Trump eine frische Meinung, will – neben Vietnams etwas verloren wirkendem Präsidenten stehend – seine Russland-Äußerungen wieder abräumen. 180 Grad schwenkt er, sei inhaltlich doch wieder auf Linie der Geheimdienste.

Manila – der Abschied: Weitere Gipfel auf den Philippinen machen wie unter einem Brennglas klar, wie sehr Trump Außenpolitik nach Gusto betreibt. Mit wem er kann, dessen Land steht fortan in der Gnadensonne. Wichtig: persönliche Beziehungen, bilateraler Austausch, Transaktionen. Nicht so wichtig: Werte, Traditionslinien amerikanischer Außenpolitik, Menschenrechte, trotz einer dünnen Erklärung am letzten Tag. Wenige Straßen vom Gipfel entfernt leben Menschen auf der Straße unter Folien, lausen Kinder Erwachsene, wühlen im Müll um Bäume herum nach Essbarem.

 In China: Militärischer Pomp bei der Begrüßungszeremonie von Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump in Peking.

In China: Militärischer Pomp bei der Begrüßungszeremonie von Staats- und Parteichef Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump in Peking.

Foto: dpa/Andy Wong

Zu all den Autokratien und Diktaturen der Region verliert Trump kein kritisches Wort. Mit allen Staatenlenkern, denen er hier begegnet sei, verstehe er sich gut. Von Paraden, Pomp und Glitzereien begeistert, verspielt Trump mit wehender Tolle im feuchten Wind das Tafelsilber der USA in der Welt. „Make America Great Again“, aber nur nach Trumps Doktrin: Zuhause, da ist es am schönsten. Vertrauen, diplomatische Verlässlichkeit, Schutzmacht, das klingt ihm alles vergangen, unwichtig oder lästig. Könnte sein, dass „Amerika zuerst“ nach dieser Reise noch mehr hinausläuft auf „Amerika allein“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort