US-Präsident Trump setzt trotz Khashoggi-Affäre auf Kuschelkurs zu Riad

Washington · (dpa) Es ist ein Wohlfühltermin für US-Präsident Donald Trump: Bei strahlendem Sonnenschein folgt er am Dienstag im Rosengarten des Weißen Hauses der präsidialen Tradition, zwei Truthähne zu begnadigen, die nun nicht an Thanksgiving verspeist werden.

 Daumen hoch für Saudi-Arabien: US-Präsident Trump.

Daumen hoch für Saudi-Arabien: US-Präsident Trump.

Foto: dpa/Thibault Camus

Auf eine gewisse Art begnadigt Trump am selben Tag noch jemanden, nämlich den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, kurz „MbS“. Der Präsident macht deutlich: Selbst wenn der Thronfolger von dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi gewusst haben sollte, ist Trump die Partnerschaft mit Riad – und vor allem das Geld der Saudis – wichtiger als Strafe.

Kurz vor dem Truthahn-Termin verschickt das Weiße Haus die bizarr anmutende Mitteilung Trumps zur Sache Khashoggi, zu der für den Tag ein Bericht angekündigt war. Mit „America First“ ist das Statement überschrieben, Amerika zuerst. Dann der Satz: „Die Welt ist ein sehr gefährlicher Ort!“ Dann der erste Absatz, in dem Trump nur Vorwürfe gegen den Iran erhebt, seinen Lieblingsfeind, der mit dem Tod Khashoggis aber nichts zu tun hat.

Der Präsident argumentiert unter anderem, die Iraner würden die Saudis zum Stellvertreterkrieg im Jemen quasi zwingen, was zumindest zweifelhaft ist: Die Saudis gelten als einer der größten Aggressoren in dem Konflikt, bei ihren Luftangriffen kommen immer wieder viele Zivilisten ums Leben. Trump lobt die Regierung in Riad dafür, Milliardensummen für den Kampf gegen radikalislamischen Terror bereitzustellen – ohne die Rolle Saudi-Arabiens bei der Verbreitung des Wahhabismus zu erwähnen, einer extrem konservativen Lesart des Islams.

Dann folgt der Absatz, um den es Trump vor allem gehen dürfte. Darin lobt er sich selbst für die Milliardenaufträge, die er bei seinem Besuch in Riad im vergangenen Jahr unter anderem für die US-Waffenschmieden an Land gezogen haben will. Diese Aufträge nun „törichterweise“ aufzukündigen – wie auch aus den Reihen von Trumps Republikanern gefordert wird –, würde nur Russland und China zugutekommen, warnt der Präsident. Trump versäumt auch nicht, auf die wichtige Rolle Saudi-Arabiens bei der Ölförderung hinzuweisen. Er baut eine Drohkulisse auf: ein drastischer Anstieg der Ölpreise, der Verlust Hunderttausender Jobs, immense wirtschaftliche Schäden – das seien die Kosten für einen Bruch mit Riad. Und das will er nicht riskieren. Überdies hätten König Salman und MbS ja „energisch“ dementiert, von der Tötung des Journalisten gewusst zu haben. Trumps Konsequenz: „Die Vereinigten Staaten beabsichtigen, ein unverbrüchlicher Partner Saudi-Arabiens zu bleiben, um die Interessen unseres Landes, Israels und aller anderen Partner in der Region zu gewährleisten.“

Der US-Geheimdienst CIA sieht den Fall anders, glaubt man der „Washington Post“. Die Zeitung hatte jüngst berichtet, die CIA sehe den Kronprinzen nicht nur als Mitwisser, sondern sogar als Drahtzieher hinter dem gewaltsamen Tod Khashoggis Anfang Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul. Trump geht darauf nicht ein. Und Riads Führungsleute wissen nun, dass Trump als bedingungsloser Unterstützer an ihrer Seite steht – egal, was sie tun.

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