Fall Kashoggi Konflikt mit Riad kommt zur Unzeit

Washington · Der Fall Kha­shoggi kommt für US-Präsident Donald Trump zur Unzeit. Für dessen Nahost-Strategie ist Saudi-Arabien ein zentraler Pfeiler: Er braucht das Königreich, um seinen lange angekündigten Friedensplan zwischen Israel und den Palästinensern voranzutreiben.

Vor allem aber benötigt Trump die Unterstützung Riads für sein zentrales Ziel: Die Eindämmung des Irans. Der Konflikt mit Teheran steht gerade jetzt vor der nächsten Eskalationsstufe: Am 5. November treten US-Sanktionen gegen den Iran wieder in Kraft, die vor allem darauf abzielen, die wichtigen Ölexporte des Landes auf Null zu reduzieren – und der Iran führte im vergangenen Jahr täglich mehr als zwei Millionen Barrel Rohöl aus. Wenn sie auf dem Weltmarkt nicht ersetzt werden, steigt der Ölpreis. Bereits im Juni hatte Trump mitgeteilt, er habe den saudischen König Salman um eine Erhöhung der saudi-arabischen Fördermenge um bis zu zwei Millionen Barrel gebeten.

Der Präsident glaubt wohl auch deshalb gerne den Beteuerungen des saudischen Thronfolgers Mohammed bin Salman, der von einem Komplott gegen Khashoggi nichts gewusst haben will. Gestern äußerte sich der Prinz erstmals öffentlich zu der Tötung des Journalisten, sprach von einem „abscheulichen Vorfall“. Die Tat sei durch nichts zu rechtfertigen und „schmerzhaft“ für alle Saudis. Sein Land unternehme alle Schritte, um die Ermittlungen abzuschließen und die „Verbrecher“ vor Gericht zu bringen. Zahlreiche Spuren weisen allerdings darauf hin, dass Personen aus dem engeren Umfeld Mohammed bin Salmans an der Tat beteiligt waren.

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