Trotz Asche wird wieder geflogen

Brüssel. "Ab Dienstagmorgen, acht Uhr, wird wieder geflogen." Mit dieser Mitteilung haben die Verkehrsminister der EU gestern Abend den Bann gebrochen. "Schrittweise" werde der Flugverkehr wieder aufgenommen

Brüssel. "Ab Dienstagmorgen, acht Uhr, wird wieder geflogen." Mit dieser Mitteilung haben die Verkehrsminister der EU gestern Abend den Bann gebrochen. "Schrittweise" werde der Flugverkehr wieder aufgenommen. "Wir setzen die Sicherheit der Passagiere und der Flugzeug-Besatzungen aber nicht aufs Spiel", betonte Verkehrskommissar Siim Kallas (Foto: dpa) erleichtert. Den Durchbruch ermöglichten die Experten von Eurocontrol: Sie legten den Fachleuten aus den 27 Staaten und dann den Ministern ein Modell vor, wie man den Flugverkehr wieder auf Touren bringt. Die Lösung: Europa organisiert seinen Luftraum neu, nimmt vorerst Abschied von starren Luftstraßen - und arbeitet endlich zusammen.

Der Himmel über dem gesamten Kontinent wurde dazu heute Nacht in drei Zonen aufgeteilt. In Zone 1 herrscht weiter striktes Flugverbot, weil die Belastung durch Asche in der Luft zu groß ist. In der zweiten Zone kann unter strengen Auflagen (etwa bezüglich Höhe und Sicht) geflogen werden, die dritte gilt als nicht belastet. Festgelegt werden die einzelnen Bereiche von Vertretern der nationalen Behörden - aus der Bundesrepublik ist die Deutsche Flugsicherung dabei. Die Einteilung erfolge "strikt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen", hieß es. In den kommenden Tagen werden die Flugzonen immer wieder überprüft und der Lage angepasst.

Kommissar Kallas gestand ein, der "positive Verlauf" von fast 40 Testflügen verschiedener Airlines am Sonntag habe die Fachleute "umgestimmt". Nun wartet man bei Eurocontrol vor allem auf die Ergebnisse des Test-Jets, der gestern in die Aschewolke geflogen war. "Niemand braucht Angst zu haben, es wird alles für einen sicheren Flugverkehr getan", versicherte Kallas. Hinter den Kulissen wird allerdings die Frage diskutiert, ob die Sperrung des Luftraums möglicherweise viel früher hätte aufgehoben werden können. "Die ersten Testflüge, die Information der Minister - all das braucht eben seine Zeit", erklärte Kallas. Zugleich räumte er aber ein, dass sich die vorliegenden Daten seit Freitag nicht entscheidend geändert hätten. War das Flugverbot also doch überzogen? Er sei "fest davon überzeugt, dass die nationalen Flugkontrollen ebenso wie die Vulkanologen nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben", betonte der Kommissar.

Doch den Krach kann er längst nicht mehr unter der Decke halten. Die Proteste der Fluggesellschaften, deren tägliche Verluste gestern mit fast 200 Millionen Euro beziffert wurden, sind nicht zu überhören. Schließlich gaben die ersten nationalen Kontrollstellen gestern den Himmel wieder frei. "Wir gehen davon aus, dass es drei bis vier Tage dauert, bis sich die Lage auf den Flughäfen wieder normalisiert hat", heißt es in der Schlusserklärung der 27 Verkehrsminister. Die hatten unter dem Eindruck der teils katastrophalen Bedingungen für gestrandete Reisende genau der Neuordnung der bestehenden Luftstraßen zugestimmt, die sie in den vergangenen Jahren mehrfach verschoben hatten.

Für Passagiere bedeuten die gestern gefassten Beschlüsse, dass sie sich trotz fortdauernder Asche-Belastung wieder auf einen funktionierenden Luftverkehr einstellen können. Möglicherweise dauert die Reise von A nach B jedoch erheblich länger, wenn die Maschine eine weiterhin gesperrte Zone umfliegen muss. "Aber", so ergänzte ein hoher EU-Diplomat, "das kennen Sie ja alle von der Autobahn." "Niemand braucht Angst zu haben."

EU-Verkehrskommissar Siim Kallas

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort