Telefonate sollen Assads Schuld an Gasangriff belegen

Washington · Die USA wollen die Schuld des syrischen Regimes an den Giftgasangriffen bei Damaskus einem Medienbericht zufolge mit abgehörten Telefonaten belegen. Unterdessen berät sich der Weltsicherheitsrat.

Die US-Geheimdienste haben innersyrische Kommunikation abgefangen, die zu erklären hilft, warum die USA mit dem Finger direkt auf das Regime zeigen. Nach exklusiven Informationen des angesehenen Fachdienstes "Foreign Policy" stellte demnach ein hoher Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Damaskus den Offizier einer mit Chemiewaffen ausgerüsteten Einheit zur Rede.

Die aufgeschnappten Gespräche und der Typ der Raketen, die für den nächtlichen Giftgasangriff auf das sunnitische Wohngebiet Ghouta eingesetzt wurden, schließen eine Verantwortung der Rebellen so gut wie aus. Ein Experte der Vereinten Nationen meinte gegenüber der Nachrichtenagentur "Bloomberg", Baschar al-Assads Bruder Maher stehe im Verdacht, den Einsatzbefehl erteilt zu haben. Maher al-Assad kommandiert eine Elite-Einheit, die über Chemiewaffen verfügt und an dem Angriff vom 21. August beteiligt war.

Das Weiße Haus wollte möglicherweise schon heute offiziell Beweise vorlegen. Für US-Präsident Barack Obama ist das ein besonders sensibler Punkt, weil er unter allen Umständen verhindern will, die Fehler seines Vorgängers vor der Invasion des Irak zu wiederholen. All das spielt im Hintergrund der dringlichen Syrien-Beratungen im Weltsicherheitsrat eine Rolle, die gestern begannen. Großbritannien brachte eine Resolution ein, die den Einsatz von Gewalt nach Kapitel 7 der UN-Charter erlaubte. Der Vorstoß wird von den USA, Frankreich, Deutschland und den meisten europäischen Staaten unterstützt.

Die Aussichten für ein UN-Mandat sind dennoch gering, weil Russland und China prinzipiell gegen einen Militärschlag sind. Die Russen betrachten dies als "destabilisierend". Die Arabische Liga verlangte, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, lehnte es aber ab, eine militärische Strafaktion offiziell zu unterstützen.

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