Mays radikale Notlösung Kritikresistente Juristin regiert in  London mit

London. In den sozialen Medien entlud sich bereits am Freitag ein Sturm der Entrüstung und vor dem britischen Regierungssitz in der Downing Street versammelten sich das ganze Wochenende Demonstranten, die mit Sprechchören und Plakaten gegen die angekündigte Allianz demonstrierten. Die Konservativen könnten mit Hilfe der Democratic Unionist Party (DUP) eine Minderheitsregierung stellen. Premierministerin Theresa May hat keine Wahl, die Gespräche über einen Deal mit der DUP, einer reinen Regionalpartei in Nordirland, laufen. Derweil mussten etliche Briten erst einmal DUP googeln und fragten sich: „Arlene who?“, „Arlene wer?“

 Arlene  Foster   Foto: dpa

Arlene Foster Foto: dpa

Foto: dpa/Charles Mcquillan

London. In den sozialen Medien entlud sich bereits am Freitag ein Sturm der Entrüstung und vor dem britischen Regierungssitz in der Downing Street versammelten sich das ganze Wochenende Demonstranten, die mit Sprechchören und Plakaten gegen die angekündigte Allianz demonstrierten. Die Konservativen könnten mit Hilfe der Democratic Unionist Party (DUP) eine Minderheitsregierung stellen. Premierministerin Theresa May hat keine Wahl, die Gespräche über einen Deal mit der DUP, einer reinen Regionalpartei in Nordirland, laufen. Derweil mussten etliche Briten erst einmal DUP googeln und fragten sich: „Arlene who?“, „Arlene wer?“

Ja, wer ist Arlene Foster, jene Frau, die plötzlich zur Königsmacherin aufgestiegen ist? Die Juristin, die als ehrgeizig, humorvoll und kritikresistent beschrieben wird, führt als Vorsitzende die DUP an. Und während der nördliche Landesteil des Königreichs in der Regel kaum eine Rolle im politischen Westminster spielt, ist ein Deal mit Foster nun die einzige Chance für May, an der Macht zu bleiben, nachdem die Konservativen bei der Parlamentswahl ihre absolute Mehrheit verloren haben. Die DUP gewann zehn Mandate in der Heimat, sodass sie mit den Tories eine Drei-Stimmen-Mehrheit im Unterhaus bilden könnte,  Die DUP steht klar auf der Seite der Brexit-Anhänger. Foster aber hat immer wieder betont, dass sie keinen harten Bruch mit Brüssel wünscht aufgrund der besonderen Situation Nordirlands, wo sich jahrzehntelang katholische Republikaner, die eine Vereinigung mit dem Nachbarn anstrebten, und protestantische, pro-britische Unionisten gewaltsam bekämpft haben. Foster besteht deshalb auf einer durchlässigen Grenze, ohne neue Kontrollen zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland zu errichten.

Ihr Leben und ihre Karriere sind tief geprägt vom Nordirland-Konflikt. Als achtjähriges Mädchen schießen Anhänger der Irish-Republican Army (IRA) ihrem Vater, einem nebenberuflichen Polizisten, in den Kopf, und sie muss mit ansehen, wie er blutüberströmt und „auf allen Vieren“ in die Küche des heimischen Bauernhauses kriecht. Er wird schwer verletzt, aber überlebt. Einige Jahre später sitzt sie mit Klassenkameraden in einem Schulbus, der Ziel eines IRA-Bomben-Anschlags wird.

Dass die 46-jährige Foster als Frau der Partei vorsteht, trügt über die Tatsache hinweg, dass die DUP noch immer als sexistisch gilt und streng konservative Positionen vertritt. So lehnt sie etwa Abtreibungen vehement ab. Die DUP spricht sich gegen die Homo-Ehe aus, erwägt die Todesstrafe und bezweifelt den Klimawandel. Während ihres Studiums in Belfast schließt sich Foster der pro-britischen UUP an und wird Abgeordnete in ihrer ländlichen Heimat, der Grafschaft Fermanagh. Auch aus Protest gegen das Karfreitagsabkommen, das den blutigen Unruhen ein Ende setzte und bis heute den Frieden sichert, verlässt sie 2004 die Partei und schließt sich der DUP an.

Seit 2015 Parteichefin, durchlief die dreifache Mutter in der Regionalregierung mehrere Stationen, war Umwelt-, Handels- und Finanzministerin. Anfang 2016 übernahm Foster das Amt der Ministerpräsidentin und regierte in einer Zwangskoalition mit dem Vizechef Martin McGuinness von der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein. Doch Anfang des Jahres trat McGuinness nach einem Streit über Ökoenergie zurück, die Regierung zerbrach. Umso mehr dürfte es ihr gelegen kommen, dass sie nun von Theresa May umgarnt wird.

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