Moskau und Ankara betonen Harmonie

Moskau · Nach dem Attentat auf den russischen Botschafter in Ankara haben die Regierungen beider Länder die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit unterstrichen. In Moskau vermuteten viele, das Attentat sollte das gestrige Treffen mit dem Iran trüben.

Nach dem Mord an dem russischen Botschafter in der Türkei am Montagabend bemühen sich Moskau und Ankara auffällig um einen Gleichklang, der bis in einzelne Formulierungen hineinreicht. Gestern früh schickte Moskau bereits Mitarbeiter des russischen Ermittlungskomitees nach Ankara. Sie sollen zusammen mit den türkischen Kollegen die Ermittlungen aufnehmen.

Präsident Wladimir Putin hatte noch am späten Montagabend im russischen Fernsehen das Attentat als Verbrechen und Provokation bezeichnet. Es ziele darauf ab, die "Normalisierung der russisch-türkischen Beziehungen zu durchkreuzen und den Friedensprozess in Syrien, der aktiv von Russland, der Türkei, Iran und anderen Staaten vorangetrieben wird, zu sprengen". Die Antwort darauf könne nur eine "Verstärkung des Kampfes gegen den Terror sein. Die Banditen werden es zu spüren bekommen", sagte der Kremlchef. Gleichzeitig ordnete er verstärkte Sicherheitsmaßnahmen in den diplomatischen Vertretungen Russlands an und forderte Ankara auf, der russischen Seite Sicherheitsgarantien zu geben.

Russische Beobachter vermuten gar, dass der Anschlag dem Treffen Russlands, des Iran und der Türkei gestern in Moskau vorgreifen wollte. Eine Einigung der drei Mächte, die durchaus andere Interessen verfolgen, sollte unterlaufen werden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow nannte die drei Mächte die "effektivsten Kräfte" bei der Regulierung der Krise in Syrien. "Das ist ein Fakt", sagte der Außenminister . Das Troika-Format wolle die Anstrengungen "unserer anderen Partner" jedoch nicht mindern, meinte Lawrow ironisch mit Blick auf die westliche Allianz. Auch Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu stieß in dasselbe Horn. Er kündigte an, russische Experten würden eine "Moskauer Erklärung" erarbeiten. Mit Lawrow war sich der Verteidigungsminister einig, dass "alle bisherigen Anläufe der USA und deren Partner zu einem koordinierten Vorgehen zum Scheitern verurteilt waren".

Lawrow ließ überdies keine Zweifel aufkommen, dass es aus russischer Sicht bei der Nachkriegsordnung in Syrien für Gegner Baschar al-Assads keinen Platz geben werde. Bei den politischen Gesprächen "dürfen wir keinerlei Rücksicht auf Terroristen zulassen", so der Außenminister . Russland und Iran bezeichnen alle Gegner Assads ausnahmslos als Terroristen.

Die Türkei und Iran würden auch einen neuen Anlauf zu einer Feuerpause mittragen, hieß es in Moskau . Kasachstan hätte sich als Gastgeber für neue Gespräche zwischen Assad und den Aufständischen angeboten.

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