Fillon verliert die Favoritenrolle

Paris · Nur zwei Monate lang war François Fillon der Hoffnungsträger seiner Partei. 59 Tage lagen zwischen seinem triumphalen Sieg bei den Vorwahlen der Konservativen und den Voruntersuchungen der Finanzstaatsanwaltschaft wegen der Veruntreuung öffentlicher Gelder. Jahrelang soll Fillon seine Frau Penelope und zwei seiner Kinder für ein Gehalt von insgesamt mehr als einer Million Euro als Assistenten beschäftigt haben, ohne dass es klare Arbeitsnachweise gibt. Wenige Wochen vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen ist der Kandidat, der alle Chancen auf einen Sieg hatte, damit für seine Partei Die Republikaner (LR) zum Klotz am Bein geworden.

Eine gestern veröffentlichte Umfrage sieht den früheren Regierungschef nicht einmal mehr in die Stichwahl einziehen. Der Abgeordnete Georges Fenech sprach deshalb als erster aus, was Parteifreunde nur denken: "Man kann nicht mit einem Kandidaten in massiven Schwierigkeiten weitermachen."

Mit der auch als "Penelopegate" bekannten Affäre hat der einstige Saubermann Fillon seine Glaubwürdigkeit verwirkt. Denn mit dem fürstlichen Gehalt, mit dem er seine Familie aus der Staatskasse entlohnen ließ, kann der 62-Jährige sein drastisches Sparprogramm den Franzosen nicht mehr verkaufen. "Ein Abgrund tut sich unter den Füßen der Partei LR auf", schreibt die Zeitung "Libération".

Für die Republikaner läuft die Zeit davon. Hinter den Kulissen wird deshalb bereits ein Plan B diskutiert, auch wenn die Parteiführung offiziell nur von einem Plan F spricht - F wie Fillon. "Meiner Ansicht nach ist der einzige mögliche Plan B Juppé, denn außer ihm hat keiner das Format", zitiert die Zeitung "Le Parisien" ein führendes Parteimitglied. Doch der frühere Regierungschef Alain Juppé winkte bereits ab. "Die Vorwahlen haben stattgefunden und ich habe keine Lust, mich in eine Trostrunde zu begeben. Was mich angeht heißt das klar und deutlich nein", versicherte der 71-Jährige, der lange als Favorit auf das Präsidentenamt gegolten hatte. Auch Ex-Präsident Nicolas Sarkozy soll bereits abgewinkt haben.

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