Bundeswehr rückt näher an die Front

Erbil · Es könnte die entscheidende Schlacht gegen den Islamischen Staat im Irak werden: In den nächsten Wochen wird der Kampf um Mossul beginnen. Die Bundeswehr wird zwar nicht mittendrin sein, aber doch dabei.

 Angehörige der Peschmerga und Soldaten der Bundeswehr gestern nahe Erbil. Foto: dpa/Kappeler

Angehörige der Peschmerga und Soldaten der Bundeswehr gestern nahe Erbil. Foto: dpa/Kappeler

Foto: dpa/Kappeler

Wegen der bevorstehenden Kämpfe um die von der Terrormiliz IS besetzte Millionenstadt Mossul weitet die Bundeswehr ihren Ausbildungseinsatz im Nordirak aus. Die deutschen Soldaten sollen künftig kurdische Peschmerga und andere irakische Kämpfer nur wenige Kilometer hinter der Frontlinie trainieren. Das kündigte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU ) gestern bei ihrem Besuch in der Kurden-Metropole Erbil an, die nur 80 Kilometer von Mossul entfernt liegt. "Wir wissen, dass Sie einen Kampf für uns kämpfen", sagte sie vor kurdischen Soldaten . "Deswegen ist die Unterstützung Deutschlands auch so breit."

Die Bundeswehr schult seit Januar 2015 im Nordirak Kämpfer der kurdischen Peschmerga-Armee sowie der religiösen Minderheiten der Jesiden und Kakai. Derzeit sind 140 Soldaten in Erbil stationiert. Die dortige Ausbildungsstätte liegt 55 Kilometer östlich der Frontlinie. Künftig sollen kleine Trupps mit bis zu 30 Soldaten nur noch 20 Kilometer vom Gebiet der Terrororganisation Islamischer Staat entfernt Mossul-Kämpfer schulen.

Von der Leyen versicherte aber, dass die Sicherheit der deutschen Soldaten Priorität haben werde. Das Training soll in geschützten Lagern und so weit hinter der Front stattfinden, dass die Soldaten nicht - beispielsweise durch Mörserbeschuss - in die Kämpfe verwickelt werden können. Bündnispartner wie die Niederlande, Ungarn oder Belgien haben ihre Ausbildung ebenfalls Richtung Mossul verlagert. Eine Vergrößerung der Bundeswehr-Truppe im Irak ist trotz der Ausweitung des Einsatzes nicht geplant. Auch eine Veränderung des Bundestagsmandats ist nicht vorgesehen. "Es ist eine Frage der Effizienz, der Zeitersparnis", begründete von der Leyen ihre Entscheidung. "Wir haben das gemeinsame Ziel, dass wir die Peschmerga so gut wie möglich ausbilden, damit sie die große Aufgabe leisten, den IS endgültig auch in Mossul zu schlagen."

Die Streitkräfte der Kurden und der irakischen Zentralregierung in Bagdad haben den IS bereits aus weiten Gebieten des Landes verdrängt. Seit Monaten bereiten sie sich auf die Mossul-Offensive vor. Die im Juni 2014 vom IS eroberte Metropole gilt als wichtigste Hochburg der Terrororganisation im Irak. Es wird erwartet, dass die Offensive spätestens Anfang nächsten Jahres beginnt. Militärexperten gehen von einem monatelangen Häuserkampf aus. Hilfsorganisationen bereiten sich auf bis zu eine Million Flüchtlinge vor.

Meinung:

Willkommen und effektiv

Von SZ-Redakteur Ulrich Brenner

Die Bundesrepublik müsse bereit sein, mehr zu tun für jene Sicherheit, die ihr über Jahrzehnte von anderen gewährt wurde - so hat es Anfang 2014 Bundespräsident Joachim Gauck gefordert. Unterstützung kam aus der Bundesregierung. Der Siegeszug des IS noch im selben Jahr hat die Relevanz dieser Aussagen schnell gezeigt. Denn seine Ausbreitung im Irak und in Syrien betrifft Europa direkt. Dass die Übernahme von mehr Verantwortung nicht blinden Interventionismus bedeuten muss, beweist der Einsatz deutscher Soldaten im Irak. Die Ausbildung der Peschmerga erweist sich als willkommen und effektiv. Es ist das Mindeste, was jene von uns erwarten dürfen, die ihr Leben im Kampf gegen den IS riskieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort