Studie sieht Rekord-Armut in Deutschland

Berlin/Saarbrücken · Die Armut in Deutschland ist einer Studie zufolge seit 2006 sprunghaft angestiegen. Aktuell gibt es demnach 12,5 Millionen Arme – so viele wie nie seit der Wiedervereinigung.

Die Wirtschaft floriert, die Arbeitslosigkeit sinkt - doch die Armut wächst. Das geht aus einem neuen Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervor. Demnach ist im Jahr 2013 die Armutsquote von 15 auf 15,5 Prozent gestiegen und hat mit 12,5 Millionen Betroffenen einen neuen Höchststand erreicht. Dem Bericht zufolge hat die Armut am stärksten in Hamburg, Bremen und im Saarland zugenommen. Hierzulande stieg die Quote von 15,4 auf 17,1 Prozent und damit mehr als dreimal so stark wie im Bundesschnitt.

Gleichzeitig hat sich die Schere zwischen armen und wohlhabenden Regionen weiter geöffnet. Am oberen Ende befinden sich Bayern und Baden-Württemberg, am unteren Ende rangieren Bremen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mit Armutsquoten deutlich über 20 Prozent.

"Noch nie war die Armut in Deutschland so hoch und noch nie war die regionale Zerrissenheit so tief wie heute", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Ulrich Schneider. Als arm gelten Menschen in Haushalten mit weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens. 2013 lag die so errechnete Armutsschwelle für einen Singlehaushalt bei 892 Euro im Monat, für Eltern mit zwei Kindern bei 1873 Euro.

Besonders von Armut bedroht bleiben Alleinerziehende, Kinder und Langzeitarbeitslose . Ihre Lage werde "von Jahr zu Jahr schlimmer", sagte Schneider. Er warnte zudem vor einer "rasant steigenden" Altersarmut. "Wir haben extreme Verteilungsprobleme bei zunehmendem Wohlstand", bilanzierte Schneider und forderte eine Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze und der Grundsicherung für Rentner sowie mehr Jobs für Langzeitarbeitslose . Der Bundesregierung warf er vor, die Lage zu beschönigen.

Die Opposition im Saarland übte auch an der Landesregierung teils heftige Kritik. Sie tue "nichts" gegen die "dramatisch gestiegene Zahl von armen Menschen", erklärte die Linksfraktion. Die Grünen forderten die Landesregierung auf, "endlich den schon lange angekündigten Armutsbericht" für das Saarland vorzulegen. Nach Ansicht des Sozialverbandes VdK ist Armut im Saarland "keine Randerscheinung mehr". Die Politik müsse dringend gegensteuern.

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