Studie: Männer sind als Väter oft überfordert

Berlin · Viel Zeit für die Familie haben und trotzdem voll im Beruf stehen – deutsche Väter wollen es gern allen recht machen. Die meisten scheitern allerdings an der Realität, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Ernährer und perfekter Vater zugleich - so sehen sich Familienväter in Deutschland am liebsten. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus, wie eine gestern vorgestellte Umfrage für die Zeitschrift "Eltern" zeigt. Demnach bleibt die Mehrheit der Väter dem traditionellen Männerbild treu, wenn es ums Geldverdienen geht. Die meisten engagieren sich aber auch bei der Kinderbetreuung - bis zu einem gewissen Punkt.

61 Prozent der Befragten sehen sich in der Verantwortung, ihre Familie zu ernähren. Und sogar neun von zehn Vätern kommen diesem Anspruch nach, indem sie Vollzeit arbeiten. Für Teilzeit entschied sich nur eine Minderheit von vier Prozent, und lediglich ein Drittel wäre gerne in Teilzeit. Das schlechte Gewissen ist jedoch da: 43 Prozent haben das Gefühl, dass zu wenig Zeit für die Kinder bleibt. Auch beim Thema Elternzeit sind die Väter nicht sehr experimentierfreudig: Zwar sagten 44 Prozent, dass sie diese Möglichkeit bereits wahrgenommen haben. Gut drei Viertel von ihnen nutzten jedoch nur die "Schnuppervariante" von zwei Monaten. Und 41 Prozent der Männer befürchten, dass sich die Elternzeit negativ auf ihre Karriere auswirken könnte. Übrigens gilt auch eine ausgeglichene Aufteilung der Hausarbeit längst nicht bei allen Paaren: Nur 38 Prozent der Väter übernehmen die Hälfte der häuslichen Aufgaben.

Die Studie offenbare große Widersprüche, sagte die Chefredakteurin von "Eltern", Marie-Luise Lewicki. Sie warnte zugleich davor, zu hohe Erwartungen an Väter zu richten. Ein Mann sei nicht nur dann ein guter Vater, wenn er Teilzeit arbeite. Der Soziologe Thomas Gesterkamp verwies darauf, dass Geldverdienen für Männer nicht zwangsläufig Selbstverwirklichung bedeute. Viele steckten dabei auch persönlich zurück. So sagten 39 Prozent der Väter, sie hätten zu wenig Zeit für sich selbst. Befragt wurden mehr als 1000 Väter und Stiefväter im Alter zwischen 20 und 55 Jahren. > e, : Meinung

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