SPD straft Parteichef Gabriel ab

Berlin/Saarbrücken · Er wollte Rückenwind für die Bundestagswahl und den Kampf ums Kanzleramt haben. Doch der SPD-Parteitag versetzte Sigmar Gabriel einen schweren Schlag. Besser lief es für Heiko Maas.

Die SPD hat Sigmar Gabriel bei seiner Wiederwahl zum Parteichef dramatisch abgestraft. Der 56 Jahre alte Vizekanzler erreichte gestern beim Bundesparteitag in Berlin nur 74,3 Prozent der Stimmen. Das ist das mit Abstand schlechteste Ergebnis seiner bisher vier Wahlen - und das zweitschlechteste Resultat eines SPD-Vorsitzenden seit 1946. Nur Oskar Lafontaine erhielt 1995 in Mannheim bei einer Kampfabstimmung gegen Rudolf Scharping mit 62,6 Prozent eine noch geringere Zustimmung.

Gabriel reagierte trotzig. Nun seien immerhin die Mehrheitsverhältnisse geklärt: "Jedem ist klar, was ich will. Es gibt in der Partei 25 Prozent, die das nicht wollen." Er räumte ein, dass einige seinen Kurs nicht links genug fänden. Der schwere Dämpfer kommt zur Unzeit. Gabriel und sein Umfeld hatten sich ein Signal der Rückendeckung für die Bundestagswahl und die geplante Kanzlerkandidatur erhofft. "In der Zeitung wird stehen: Gabriel abgestraft - und das ist ja auch so", sagte er. Vor seiner Wahl hatte sich Gabriel bemüht, trotz der schwachen Umfragewerte Optimismus zu versprühen. "Lasst euch nicht kirre machen." Mit Geschlossenheit könne die SPD aus dem Tal herauskommen und das Kanzleramt zurückzuerobern: "Das schaffen wir! Gemeinsam!"

Neben Gabriel wurde auch die restliche SPD-Führungsmannschaft neu gewählt. Seine Stellvertreter wurden alle im Amt bestätigt und erreichten allesamt bessere Ergebnisse als der Parteichef. Die höchsten Zustimmungswerte erhielten Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (92,2 Prozent) und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (91,4). Erfolgreich verliefen die Wahlen auch für die beiden saarländischen Bewerber für den Bundesvorstand. Landeschef Heiko Maas und die Bundestagsabgeordnete Elke Ferner wurden im ersten Anlauf erneut gewählt. Maas erhielt dabei das beste Ergebnis aller Beisitzer. > e, A 4: Meinung

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