SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid: Verloren und doch gewonnen

Stuttgart. Nils Schmid (Foto: dapd) hat klar verloren und dennoch viel gewonnen: Schließlich wird die baden-württembergische SPD nach fast 58 Jahren CDU-Vorherrschaft in Stuttgart aller Voraussicht nach mitregieren - wenn auch nur als Juniorpartner der Grünen

Stuttgart. Nils Schmid (Foto: dapd) hat klar verloren und dennoch viel gewonnen: Schließlich wird die baden-württembergische SPD nach fast 58 Jahren CDU-Vorherrschaft in Stuttgart aller Voraussicht nach mitregieren - wenn auch nur als Juniorpartner der Grünen. Dass Schmid das schwache SPD-Ergebnis von 2006 noch um zwei Punkte unterbot und lediglich gut 23 Prozent erzielte, tat seiner Freude keinen Abbruch. Genüßlich blickte er am Wahlabend auf die lange Zeit der CDU-geführten Regierungen im Ländle zurück: "20 997 Tage - wir haben's geschafft, der Wechsel ist da!"Ohnehin war vor der Wahl kaum einer davon ausgegangen, dass es für den erst 37 Jahre alten SPD-Spitzenkandidaten fürs Amt des Regierungschefs reichen könnte. Doch selbstbewusst machte Schmid bereits gestern Abend klar, dass er eine Koalitionsregierung auf Augenhöhe bilden will: "Ich werde in der neuen Regierung der Garant für wirtschaftliche Vernunft und soziale Gerechtigkeit sein." Im Wahlkampf trat Schmid - und nicht der Grünen-Wahlsieger Winfried Kretschmann - als Gegenpart zum Noch-Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) auf. Sein jugendliches Aussehen und die zurückhaltende, fast scheue Art bewerteten manche als sein wichtigstes Handicap. "Er wirkt ein Stück weit zu bubihaft", fand nicht nur der Politikwissenschaftler Hans-Georg Wehling.

Doch der unbedarfte Eindruck verlor sich schnell, wenn der Familienvater in Wahlkampfveranstaltungen auftrat. Dann setzte er mit eher ruhigen Worten auf die Kraft der Argumente. Dies galt für das dominierende Thema Atomausstieg ebenso wie für eines seiner Schlüsselthemen im Wahlkampf, die Bildungspolitik. "Wir kämpfen für gleiche Bildungschancen unabhängig von der Herkunft und dem Geldbeutel. Gesellschaftlicher Aufstieg durch Bildung ist und bleibt unser sozialdemokratisches Versprechen", sagte Schmid. afp

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort