Aus für Musikpreis Echo Skandal-Sprechgesang lässt den Echo verhallen

Berlin · Notbremse nach dem Antisemtismus-Eklat: Wegen der Echo-Vergabe an die Rapper Kollegah und Farid Bang ist die Glamour-Gala nun am Ende.

 Der Echo für Kollegah (l) und Farid Bang hatte für einen Eklat gesorgt. Jetzt wird der Musikpreis abgeschafft.

Der Echo für Kollegah (l) und Farid Bang hatte für einen Eklat gesorgt. Jetzt wird der Musikpreis abgeschafft.

Foto: dpa/Jens Kalaene

„Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm’ an mit dem Molotow“ – mit Zeilen wie dieser haben Kollegah und Farid Bang das Ende des Echo ausgelöst. Den Musikpreis wird es nach dem Antisemitismus-Eklat um die Ehrung der beiden Gangster-Rapper nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie gestern in Berlin mit – und reagierte damit auf die Empörung über die Preisvergabe für das Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“. Das hatten die beiden deutschen Rapper erfolgreich verkauft – und sich damit für den Echo qualifiziert. Und dann, vor knapp zwei Wochen, brach der Skandal los.

Bereits vor der Echo-Gala hatte eine Holocaust-Überlebende eine Textzeile in einem Song der Rapper als judenfeindlich kritisiert. Nach der Verleihung hatten dann zahlreiche Künstler wie der jüdische Stardirigent Daniel Barenboim und Sänger Marius Müller-Westernhagen ihre Echos zurückgegeben. Gestern dann die Notbremse in Berlin.

Die Marke Echo sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, heißt es in der Mitteilung des Verbandes, der Veranstalter des Echo ist. Das ziehe auch eine Neuaufstellung beim Echo Klassik und beim Echo Jazz nach sich. Die anstehenden Jazz-Preise sollen am 31. Mai in Hamburg in kleinerem Kreis und ohne TV-Inszenierung verliehen werden. Der Eklat könne nicht rückgängig gemacht werden, erklärte der Verband, der sich entschuldigt hatte. Man werde aber dafür sorgen, dass sich ein „solcher Fehler“ nicht wiederhole.

Deutschland brauche als drittgrößter Musikmarkt der Welt zwar weiterhin „Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter“. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen werde.

Genau diese Kennzeichen sind bei Gangster-Rappern durchaus üblich. Und genau damit sind sie erfolgreich. „Kollegah und Farid Bang bedienen einen Zeitgeist, um kommerziell erfolgreich zu sein“, hatte Hiphop-Expertin Sina Nitzsche von der TU Dortmund vergangene Woche erklärt. „Das kann sehr gefährlich werden. So kann Antisemitismus salonfähig werden.“

Der 33-jährige Deutsche, der sich Kollegah nennt, und der 31-jährige Deutsch-Marokkaner Farid Bang (eine weitere Zeile lautet „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“) hatten auch live bei der Gala Kritik erhalten. Tote-Hosen-Sänger Campino prangerte auf der Bühne an, dass eine Grenze überschritten worden sei. Ein Echo-Sponsor sprang ab. So begann, was jetzt mit dem Aus endete.

Die Bertelsmann Music Group (BMG) hat sich inzwischen von den beiden Rappern getrennt, wie gestern bekannt wurde. „BMG hat die Zusammenarbeit mit den Künstlern Kollegah und Farid Bang beendet“, heißt es in einer Stellungnahme. In der vergangenen Woche hatte BMG angekündigt, die Zusammenarbeit vorerst ruhen zu lassen.

Der Deutsche Musikpreis Echo wurde seit 1992 verliehen. Die Gewinner wurden überwiegend auf Grundlage ihrer verkauften Alben ermittelt. Das soll sich ändern. „Die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe werden dabei vollständig verändert“, erklärte der Verband. Wie beim Echo Klassik und Echo Jazz, die von Beginn an reine Jury-Preise gewesen seien, solle beim neuen Musikpreis auch für den Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken.

BAP-Sänger Wolfgang Niedecken findet die Abschaffung des Echo richtig. „Eine nachvollziehbare, gute Entscheidung“, schrieb der Musiker gestern. Die Texte der Rapper seien „menschenverachtend“. „Bleibt nur zu hoffen, dass nicht im nächsten Jahr der alte Wein in neuen Schläuchen angeboten wird.“ Niedecken hatte bei der Gala den Echo für das Lebenswerk an Musiker und Grafiker Klaus Voormann überreicht. Auch dieser hatte seinen Preis aus Protest zurückgegeben.

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