Service-Stelle hilft bei Anerkennung

Saarbrücken. Um den Flaschenhals bei der Anerkennung der Qualifikations- oder Berufsabschlüsse von Einwanderern spürbar zu erweitern, hat sich in Saarbrücken vor einem Jahr eine Allianz gegründet, die inzwischen in 365 Fällen Menschen aus fast 60 Nationen helfen konnte

Saarbrücken. Um den Flaschenhals bei der Anerkennung der Qualifikations- oder Berufsabschlüsse von Einwanderern spürbar zu erweitern, hat sich in Saarbrücken vor einem Jahr eine Allianz gegründet, die inzwischen in 365 Fällen Menschen aus fast 60 Nationen helfen konnte. "Saarländische Servicestelle zur Erschließung ausländischer Qualifikationen" heißt die Einrichtung, die von dem Bildungsträger RAG Bildung Saar und der Arge Saarbrücken getragen wird. Es ist die einzige Servicestelle dieser Art in Deutschland. Finanziert wird sie von der Arge (50 Prozent), dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie dem Land (jeweils 25 Prozent).

"Wir wollen erreichen, dass die Qualifikation der Menschen, die zu uns kommen, in einem fairen Verfahren beurteilt wird", erläutert Arge-Geschäftsführer Wilfried Hose. "Wo es Erfahrungs- und Wissensdefizite gibt, wollen wir mit Bildungsgutscheinen erreichen, dass diese Lücken geschlossen werden." Dabei kann es sich um schulische oder berufliche Abschlüsse handeln oder um die Anerkennung einer akademischen Qualifikation. "Man muss unterscheiden, ob es sich um reglementierte oder nicht reglementierte Berufe handelt", erläutert Christoph Klos von der Servicestelle. Zu den reglementierten Berufen zählen Ärzte, Krankenschwestern, Ingenieure, Erzieherinnen oder Lehrer. Nicht reglementiert sind alle Handwerks- und Industrieberufe. Ansprechpartner für die Anerkennung von Ingenieurberufen ist das Wirtschaftsministerium und bei den Heilberufen das Landesamt für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz. Bei den Lehrerberufen ist es das Kultusministerium. Einfach ist es bei den reglementierten Berufen, wenn die Menschen aus einem EU-Land kommen. "Dann greift die Richtlinie 3005/36/EG", sagt Klos. Darin sei genau geregelt, welche Abschlüsse der deutschen Qualifikation entsprechen.

Bei den nicht reglementierten Berufen entscheiden die Kammern über die Anerkennung der Qualifikation. Hier haben allerdings auch die Arbeitgeber ein Wörtchen mitzureden. "Wenn eine Friseurmeisterin glaubt, dass ihre ausländische Mitarbeiterin die entsprechende Qualifikation mitbringt, kann niemand sie daran hindern, diese zu beschäftigen", sagt Wilfried Hose.

Das Angebot der Servicestelle ist umfassend. "Wir helfen den Leuten, wenn sie ihre Anträge stellen, und begleiten sie, bis sie ihren Abschluss in Händen halten", erläutert Klos, der zusammen mit seinem Kollegen Werner Dörr in der Servicestelle für diese Dienstleistungen zuständig ist.

"Mir hat die Servicestelle sehr geholfen", sagt Marina Petrova. Die 28-jährige Bulgarin ist Vermessungsingenieurin. Nachdem sie zunächst Deutsch gelernt hat, wollte sie auch ihren Abschluss anerkennen lassen. Als EU-Bürgerin reichten Zeugnisse und Lebenslauf, um auch in Deutschland als Ingenieurin zu gelten. Diese Prozedur hat zwei Monate gedauert. Jetzt wartet sie noch auf ihre Arbeitserlaubnis - dann möchte sie loslegen. low

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