Kommentar Schonungslose Aufklärung ist der einzige Weg

Die katholische Kirche hat zweifellos Fortschritte bei der Bekämpfung und der Prävention von sexuellem Missbrauch gemacht. In vielen Fällen wird der Klerus jedoch erst aktiv, wenn Opfer oder die Justiz vorangehen.

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Foto: SZ/Lorenz, Robby

So entstand der Bericht über Missbrauch im US-Bundesstaat Pennsylvania. Der Fall ist typisch, weil die Kirche sich treiben ließ und nicht selbst aktiv wurde.

Im September will die Deutsche Bischofskonferenz einen Report vorlegen. Hier zeigt die Kirche selbst Initiative. Gleichwohl öffneten nicht alle Diözesen ihre Archive. Dabei ist schonungslose Aufklärung die einzige Möglichkeit, das Thema Missbrauch irgendwann in den Griff zu bekommen.

Papst Franziskus hat sich mit einigen Prälaten umgeben, denen keineswegs an Aufklärung gelegen ist. Ob er das bei ihrer Nominierung bedacht hat, bleibt sein Geheimnis. Entweder ist die katholische Nomenklatura bei Missbrauch wenig vertrauenswürdig. Oder Franziskus hat ein schlechtes Händchen bei der Auswahl seiner Helfer. In Chile ist der Papst unfreiwillig den richtigen Schritt gegangen. Dort bezichtigte er Betroffene erst der „Verleumdung“, später lenkte das Kirchenoberhaupt ein. Er beauftragte eigene Ermittler, entschuldigte sich. Die Kirche muss diesen Weg der Selbstaufklärung beschreiten. Irgendwann vielleicht auch, ohne vorher die Opfer zu verhöhnen.

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