Schlimmer Verdacht wühlt Limburg auf

Limburg · Kaum hat der neue Bischof Vertrauen nach den Finanzskandalen zurückgewonnen, machen Kinderporno-Ermittlungen gegen einen Mitarbeiter Schlagzeilen.

Nach dem Skandal um Bischof Tebartz-van Elst bringt eine neue Hiobsbotschaft das Bistum Limburg zurück in die Schlagzeilen. Eigentlich war es um die Diözese ruhiger geworden, seitdem der neue und beliebte Oberhirte Georg Bätzing vor wenigen Monaten sein Amt angetreten hat. Ein Neuanfang nach der Krise war gemacht, es war Optimismus zu spüren - doch nun erschüttert das Bistum ein schlimmer Verdacht: Ein Mitarbeiter soll Kinderpornos besessen haben, nach einem Bericht der "Frankfurter Neuen Presse" ist der Büroleiter des Bischofs freigestellt worden. Wirft das die Limburger auf ihrem Weg der Erneuerung und zum Wiedergewinnen von Vertrauen zurück?

Bistumssprecher Stephan Schnelle glaubt das nicht. "Weil wir ganz glaubwürdig und aktiv mit den staatlichen Behörden zusammenarbeiten und die Sache aufklären." Der verdächtigte Mitarbeiter sei zunächst freigestellt worden. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft hat die Diözese die Ermittlungen aktiv unterstützt

Was der Verdachtsfall "für den Neuanfang im Bistum bedeutet, ist für mich jetzt noch nicht abzusehen", sagt Ingeborg Schillai, die Präsidentin der Diözesanversammlung. Die Katholikenvertreterin appelliert aber inständig, den Fall differenziert zu betrachten: "Ein Mitarbeiter steht unter Verdacht, nicht das Bistum Limburg." Daher sollten weder die Diözese noch die Kirche pauschal in Sippenhaft genommen werden. "Wir stehen im Vertrauen zu unserem Bistum und zu unserem Bischof."

Vertrauen ist das große Thema der Limburger Diözese. Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte es durch seinen Führungsstil und wegen der Kostenexplosion am rund 30 Millionen Euro teuren neuen Amtssitz zu einem großen Teil verspielt. Seit dessen Abberufung im März 2014 arbeitet das Bistum an der Aufarbeitung der Krise und daran, Vertrauen zurückzugewinnen. Es ist dabei bereits ein gutes Stück vorangekommen - auch dank Bischof Bätzing. Dabei ist er erst seit September im Amt. Zuvor war Bätzing Generalvikar des Bistums Trier, also dort, wo er 1987 zum Priester geweiht wurde. Mit seiner bescheidenen Art konnte er in Limburg allerdings schnell kräftig punkten.

Und so geht Anwohner Helmut Paffenholz auch nicht davon aus, dass die Kinderporno-Vorwürfe gegen den Mitarbeiter auf den neuen Bischof zurückfallen. "Er kann ja nicht alle Details seiner Mitarbeiter kennen." Bätzing mit seinem offenen, freundlichen und bodenständigen Wesen sei sehr beliebt. Auch deshalb glaubt Paffenholz nicht, dass der Verdachtsfall das Vertrauen in Bistum und Kirche in dem Maße erschüttern werde wie der "Fall Tebartz". Eine Frau aus der Limburger Region, die ihren Namen nicht in den Medien lesen will, sieht das anders. Wenn die Vorwürfe gegen den Bistums-Mitarbeiter stimmen, sei das "schlimmer, als 30 Millionen Euro zu verbauen", sagt sie. Es gehe schließlich um Kinder. Die Frau geht zudem davon aus, dass nun wieder mehr Menschen aus der Kirche austreten werden. Das war nach dem Skandal um Tebartz-van Elst der Fall. Ähnliches vermutet auch Helga Wolf, die aus der Nähe von Limburg kommt. Der Fall werde zudem negative Folgen für das Bistum und seinen Kurs der Erneuerung haben. Das sei schade, da der neue Bischof "nett, gut und offenherzig" sei.

Bätzing selbst betont, dem Bistum sei daran gelegen, dass die Vorwürfe gegen den Mitarbeiter aufgeklärt werden. "Es geht uns nicht ums Bistum und Ruhe oder Unruhe, sondern hier geht es darum, wenn da etwas dran ist, es aufzuklären und dann, wenn es strafbar ist, muss es bestraft werden."

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Bistum Limburg wurde 1827 gegründet Im Bistum Limburg leben rund 635 300 Katholiken. Das Gebiet der Diözese verteilt sich auf Hessen und Rheinland-Pfalz. Das Bistum ist relativ jung: Gegründet wurde es am 23. November 1827. Die ehemalige Stiftskirche St. Georg, deren Geschichte bis in das 10. Jahrhundert zurückreicht, wurde damit zur Kathedrale.

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