Schäuble will Kindergeld nur um zwei Euro erhöhen

Berlin · Kassenwart Wolfgang Schäuble will Arbeitnehmer und Familien steuerlich entlasten – aber nur in engen Grenzen. Erste Details seiner Pläne wurden jetzt bekannt. Kritiker sprechen von einem „schlechten Witz“.

Viele Deutsche werden nächstes Jahr etwas mehr Geld in der Tasche haben: Die Pläne von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU ) sehen unter anderem die Erhöhung des Kindergelds um zwei Euro pro Monat vor. Damit sollen auch Geringverdiener profitieren, die bei der geplanten Steuersenkung leer ausgehen. Der Grundfreibetrag soll 2017 von derzeit 8652 Euro um 170 Euro steigen, ein Jahr später um weitere 200 Euro . Davon profitieren alle Steuerzahler. Der Kinderfreibetrag von derzeit 7248 Euro wird nach den Plänen im ersten Schritt um 110 Euro , im zweiten um 100 Euro erhöht. Für Eltern bleibt dieser Betrag pro Kind und Jahr steuerfrei.

Die Neuregelungen wären ohnehin fällig, Schäuble will sie aber schneller greifen lassen. Insgesamt sollen die Bürger bis 2018 um insgesamt 6,3 Milliarden Euro entlastet werden. Die exakten Beträge für den Einzelnen können derzeit aber noch nicht ermittelt werden. Der Steuer-Experte Frank Hechtner erwartet - ja nach Einkommen - monatliche Entlastungen zwischen zwei und 33 Euro . Der entsprechende Gesetzentwurf solle möglichst nächste Woche ins Kabinett eingebracht werden, hieß es gestern in der Koalition. Die interne Abstimmung sei aber noch nicht abgeschlossen.

Sozialverbände und die Opposition nannten die Pläne des Finanzministers unzureichend. Das Deutsche Kinderhilfswerk erklärte, die geplante Kindergeld-Erhöhung sei vor allem für Familien mit geringem Einkommen völlig unzureichend. Der Plan "ist ein Hohn", sagte Präsident Thomas Krüger . Durch die steuerlichen Kinderfreibeträge sei die monatliche Netto-Entlastung für Spitzenverdiener bereits jetzt wesentlich höher als das Kindergeld . Die geplante Erhöhung des Kinderfreibetrags öffne die Schere noch weiter. Auch die Grünen-Expertin Lisa Paus und der Linke-Politiker Norbert Müller kritisierten das geplante Plus beim Kindergeld als "schlechten Witz". FDP-Chef Christian Lindner verlangte "eine ungleich größere Summe" als die 6,3 Milliarden für eine Steuerentlastung.

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