„Schabowski hatte sich selbst überrumpelt“

Als Regierender Bürgermeister von West-Berlin erlebte Walter Momper (SPD) den Fall der Mauer hautnah mit. Mit ihm sprach SZ-Korrespondent Stefan Vetter.

Herr Momper, wie überraschend kam die Maueröffnung für Sie? Sie haben mal gesagt, Sie seien Tage vorher durch Gespräche mit SED-Funktionären informiert gewesen.

Momper: Erwartet haben wir den "Sturm von hinten über die Berliner Mauer", wie wir damals sagten, schon seit August. Denn es war ja völlig irrsinnig, dass die DDR-Bürger über Prag oder Budapest ausreisen konnten, wenn sie das auch gleich um die Ecke hätten tun können.

Und wie ging es weiter?

Momper: Am 29. Oktober 1989 hatten wir ein Gespräch mit dem Ost-Berliner SED-Chef Günter Schabowski , in dem er unvermittelt sagte, man wolle Reisefreiheit geben. Alle DDR-Bürger könnten auf Dauer ausreisen oder vorübergehend reisen. Und dann sagte Schabowski noch, ein moderner Staat ohne Reisefreiheit sei nicht denkbar, was ich als gute Erkenntnis empfand. Etwas spät zwar, aber immerhin.

Hatte Schabowski einen Zeitpunkt genannt?

Momper: Noch vor Weihnachten, so Schabowski, solle das in Kraft treten. Wie sich herausstellte, hatten die aber noch keinen Gedanken an die Realisierung verschwendet. Dann kam der 9. November, und der war auch für mich völlig überraschend. Schabowski hatte sich mit seiner Ankündigung im DDR-Fernsehen gewissermaßen selbst überrumpelt. Ich bin anschließend zum SFB gefahren, um ihm den Rückweg abzuschneiden. Von wegen, das sei die falsche Verlautbarung gewesen oder so.

Was ist denn aus Ihrem roten Schal geworden, Ihrem "Markenzeichen" als Regierender Bürgermeister?

Momper: Den habe ich noch. Und zwar schön eingepackt daheim im Schrank. Das war ein Geschenk des Inhabers eines großen Tanzschuppens in Berlin-Wedding anlässlich der rot-grünen Senatsbildung im Frühjahr 1989. Den wollte das Haus der Geschichte in Bonn schon haben. Aber den gebe ich nicht her.

Lesen Sie das ganze Interview unter www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero

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