Sarkozys Traum von Groß-Paris
Paris. Georges Pompidou hat das Centre Pompidou hinterlassen, François Mitterrand die Pyramide im Louvre sowie die neue Nationalbibliothek und Jacques Chirac das Museum am Quai Branly. Wie alle Nachfolger des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle will sich nun auch Nicolas Sarkozy in Paris selber ein architektonisches Denkmal setzen
Paris. Georges Pompidou hat das Centre Pompidou hinterlassen, François Mitterrand die Pyramide im Louvre sowie die neue Nationalbibliothek und Jacques Chirac das Museum am Quai Branly. Wie alle Nachfolger des französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle will sich nun auch Nicolas Sarkozy in Paris selber ein architektonisches Denkmal setzen. Doch im Gegensatz zu seinen Vorgängern will er mehr als das, denn er will nicht weniger schaffen als das "Grand Paris" (Groß-Paris): Eine moderne und umweltfreundliche Metropole des 21. Jahrhunderts, die weit über ihre jetzigen Grenzen reicht und die Vororte integriert. Als erstes Projekt soll eine ringförmige neue Metro-Linie durch die Vorstädte entstehen.
Sarkozy hatte gleich nach seinem Amtsantritt vor zwei Jahren 43 Architekten und Stadtplaner zu einem Ideenwettbewerb eingeladen. Bedingung: Alle Zukunftsmodelle für die Ausweitung des historischen Stadtkerns sollten die Kriterien des UN-Abkommens zur Senkung von Treibhausgasen respektieren und entsprechend auf umweltfreundliche Verkehrsmittel, Grünflächen und effiziente Energieversorgung setzen. Gleichzeitig sollten sie die Vorstädte einbeziehen, die bisher durch die Stadtautobahn vom nur 105 Quadratkilometer großen historischen Stadtzentrum ausgegrenzt sind.
Das Staatsoberhaupt stellte nun die Zukunftsentwürfe der zehn Finalisten vor. Sie sind seit gestern in einer Ausstellung im Pariser Architekturmuseum an der Place Chaillot zu sehen. Der Deutsche Finn Gimpel beispielsweise träumt von vielen Parks und Wasserstraßen, Antoine Grumbach von einer Ausdehnung der Stadt Paris entlang der Seine bis ins 200 Kilometer entfernte Le Havre und Jean Nouvel von einer vertikal in den Himmel wachsenden Ökostadt. Christian de Portzamparc plant für das künftige Groß-Paris sechs je 50 Quadratkilometer neue Stadtzentren, die Auslagerung der großen Bahnhöfe in die Vororte und eine Schwebebahn. Welche der Entwürfe letztendlich ausgewählt werden, ist unklar - auch wenn Sarkozy versprochen hat, sein "Grand Paris" bis 2030 in den Grundzügen umzusetzen. Die jetzt eröffnete Ausstellung soll dabei als Diskussionsgrundlage dienen.
Dennoch kann Sarkozy mit einem ersten konkreten Projekt aufwarten, der neuen, vollautomatischen Metro-Linie "Grand Huit" (Große Acht), die die Vororte rund um Paris sowie die Flughäfen Tag und Nacht miteinander verbinden soll. Für den Bau, der 2012 beginnen und zwölf Jahre dauern soll, hat Frankreichs Staatsoberhaupt rund 21 Milliarden Euro veranschlagt. Weitere 14 Milliarden Euro will er in die Verlängerung und Modernisierung der bisherigen Metro- und Vorortbahnlinien stecken, deren Auslastungsgrenzen teilweise bereits jetzt erreicht sind.
Mit der neuen Metro-Linie könne Sarkozy Paris seinen Stempel aufdrücken, heißt es aus dem Umfeld des Präsidenten. Und natürlich auch dem Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë eins auswischen. Denn der gilt als möglicher Kandidat der Sozialisten für die Präsidentschaftswahlen 2012 und hatte sich eigentlich selber mit dem Thema "Grand Paris" profilieren wollen.
