„Saarländische Lösung“ für die Saar-LB

Saarbrücken · Seit über einem Jahr steht bei der Saar-LB die Frage nach der zukünftigen Führung im Raum. Jetzt deutet sich eine Lösung an. Doch bis es soweit war, mussten CDU und SPD offenbar einen Koalitionskrach beilegen.

Es ist zurzeit wohl die interessanteste Personalie im Saarland - die Frage, wer in Zukunft die Geschicke der Saar-LB steuert. Das Thema hat politische Relevanz, schließlich will das Land der Bayern-LB zum Jahresbeginn ihre übrigen Anteile abkaufen und wäre dann der größte Eigner. Mit einem Anteil von 74,9 Prozent hat die Landesregierung dann bei der Bank 200 Millionen Euro im Feuer - Steuergelder wohlgemerkt. Den Rest halten die saarländischen Sparkassen.

Aktuell demonstrieren Sparkassenverband und Landesregierung Einigkeit. Man befinde sich in "vertrauensvollen Gesprächen", heißt es in gleichlautenden Erklärungen. Wenn es eine Lösung gebe, werde man "die Öffentlichkeit unverzüglich informieren". SZ-Informationen zufolge waren die Gespräche in den vergangenen Wochen allerdings nicht nur vertrauensvoll - es kam zum Koalitionskrach.

Die Führungsfrage bei der Saar-LB steht seit über einem Jahr im Raum. 2014 wird es gleich mehrere Wechsel geben: Werner Severin, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bank, will seinen Posten Mitte des Jahres aufgeben, Ende des Jahres folgt der Vorstandschef Thomas Christian Buchbinder. Einzig stabiler Posten im Vorstand bleibt Frank Eloy.

Das Heft hat vorerst der Sparkassen-Verband in der Hand. Ihm war beim Einstieg des Landes als Anteilseigner der Bank das Vorschlagsrecht für einen Vorstandsposten zugestanden worden. Und seit einem Jahr gibt es reichlich Personalspekulationen. Mal sollte es Gunar Feth von der Kreissparkasse Saarpfalz sein, der in den Vorstand der Landesbank einzieht, dann galt lange Zeit Horst Herrmann von der Kreissparkasse Saarlouis als Top-Kandidat. Echte Entscheidungen allerdings gab es über Monate nicht. Dabei hatte Sparkassen-Präsident Franz Josef Schumann eine Lösung für dieses Jahr angekündigt.

Nach Monaten des Stillstands kam in den letzten Wochen des Jahres wieder Schwung und Brisanz in die Kandidatensuche: Herrmann habe seine Kandidatur zurückgezogen, hieß es plötzlich. Und zwar recht kurzfristig. Ein Problem dabei: Auch wenn offiziell noch nichts beschlossen war, standen die Sparkassen auf einmal ganz ohne eigenen Kandidaten da. Der Homburger Feth hatte nämlich bereits im Februar die Treue zum Saarpfalz-Kreis geschworen.

Die Zeit drängt, denn obwohl noch gut ein Jahr bis zum Abgang von Buchbinder ins Land geht, ist der Wechsel eines Bankvorstands eine komplexe Angelegenheit. Bank-Manager müssen für den Aufstieg in eine größere Bank die "nötige Erfahrung und Eignung" vorweisen, verlangt die Bankenaufsicht Bafin. Wer die nicht hat, muss eine sogenannte Ehrenrunde als Generalbevollmächtigter drehen. Feth, der nun wieder zur Kandidatur gedrängt wird, hätte allein wegen des Größenunterschieds der beiden Banken die Eignung noch nicht. Er müsste die Ehrenrunde drehen, unter zwölf Monaten ist das nicht drin.

Die Lösung, die die Sparkassen nun aus dem Hut zaubern, verdutzt sogar den künftigen Mehrheitseigner: Werner Severin, scheidender Vorstands-Vize, soll nun zwei Jahre verlängern, als Interims-Chef nach Buchbinders Abgang den Vorsitz übernehmen, um Feth bei einem Wechsel realistische Chancen auf einen Vorstandsvorsitz zu eröffnen. Eine Lösung, die dem Vernehmen nach auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) auf die Barrikaden bringt. Sie wolle keine Notlösung, heißt es, sondern eine professionelle Nachfolge. Im November war die Rede davon, dass das Land auf eine bundesweite Ausschreibung der Vorstands-Spitze dränge.

Wenige Wochen und einen Machtkampf später klingt das versöhnlicher: Ziel sei es nun, "eine Lösung zu finden, die gut zur Saar-LB und zum Saarland passt". Eine Kompromisslösung deutet auch Kramp-Karrenbauer an. Am Rande eines Pressegesprächs sagte sie, es könne nicht sein, "dass zwei Anteilseigner gegeneinander arbeiten". Dem Sinneswandel vorausgegangen war nach SZ-Informationen ein Koalitionsstreit. Demnach hätten die Sparkassen über die SPD-Landräte Druck ausgeübt, der damalige Wirtschaftsminister Heiko Maas habe das Thema zur Koalitionsfrage erklärt. Weder Wirtschaftsministerium noch SPD wollten sich dazu äußern.

Sicher ist jedoch, dass es nun keine Ausschreibung, sondern doch eine "saarländische Lösung" geben wird. Die Lösung Severin/Feth soll auf Druck der Sparkassen kommen. Eine Kröte müssen auch diese allerdings schlucken: In den Vorstand soll nun ein Mitglied des erweiterten Führungskreises der Saar-LB berufen werden. Ob als Voll-Vorstand oder Stellvertreter, ist noch offen. Und selbst als Vorsitzender käme er in Frage. Der Machtkampf um die Position des Vorstandschefs ist somit noch nicht entschieden. Es kann in den kommenden Monaten noch reichlich spekuliert werden.

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