Saar-Polizei tritt mit neuer Aufstellung an

Saarbrücken. Die Szene ist fiktiv, aber durchaus realitätsnah: Einbruch nachts um drei Uhr im Köllertal oder im Saarpfalzkreis. Die Polizei wird über Notruf alarmiert. Minuten später sind Beamte mit Blaulicht und Martinshorn am Tatort. Sie rücken aber nicht mehr von der nächsten Dienststelle aus, die ist möglicherweise zu dieser Zeit geschlossen

 Da geht's lang - neue Ausrichtung für die saarländische Polizei: Die Reform gilt ab heute. Foto: Thomas Wieck

Da geht's lang - neue Ausrichtung für die saarländische Polizei: Die Reform gilt ab heute. Foto: Thomas Wieck

Saarbrücken. Die Szene ist fiktiv, aber durchaus realitätsnah: Einbruch nachts um drei Uhr im Köllertal oder im Saarpfalzkreis. Die Polizei wird über Notruf alarmiert. Minuten später sind Beamte mit Blaulicht und Martinshorn am Tatort. Sie rücken aber nicht mehr von der nächsten Dienststelle aus, die ist möglicherweise zu dieser Zeit geschlossen. Dennoch ist das Revier keine "polizeifreie Zone". Streifen sind ständig auf Achse, werden mit modernster Technik (GPS) vom Lagezentrum direkt zum Ort des Geschehens dirigiert. "Mit weniger Leuten effizienter arbeiten und schneller reagieren" - auf diesen Nenner lässt sich die Zielsetzung der dem allgemeinen Spardiktat geschuldeten Polizeireform bringen, die heute in die Tat umgesetzt wird.Die rund 2800 Polizisten an der Saar haben seit heute neue Chefs: Landespolizeipräsident Norbert Rupp (49) und dessen ständigen Vertreter Hugo Müller (52). Sie erhalten heute im Rahmen einer Feierstunde ihre Ernennungsurkunden. Damit geht das neue Landespolizeipräsidium offiziell in Betrieb. Die bisherige Landespolizeidirektion ist Geschichte. Das Landeskriminalamt (LKA), bislang selbstständige Behörde, wird mit der Kriminalpolizeiinspektion als Direktion Kriminalitätsbekämpfung/LKA in das Präsidium eingegliedert. Chef dieser Direktion ist LKA-Direktor Franz-Josef Biesel, dessen Vertreter heißt Harald Schnur.

Die Neuorganisation der Saar-Polizei ist von langer Hand vorbereitet. Eine Arbeitsgruppe "Polizei 2020" hat das bundesweit einmalige Modell, nach dem der Sicherheitsapparat jetzt neu aufgestellt wird, entwickelt. Rupp und Müller, langjähriger Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), arbeiteten daran federführend mit. Rupp ist zuversichtlich, dass "diese Organisation zehn Jahre funktionieren wird". Er spricht von einem modernen, zeitgemäßen "Mehrliniensystem", das es bisher bei der Polizei noch nicht gab. Fall- und fachbezogen haben die 20 Inspektionen im Land ihre direkten Ansprechpartner in den vier Direktionen.

Bislang führte der Hierarchieweg meist über die jetzt gestrichenen Polizeibezirke in die Landespolizeidirektion und dann gegebenenfalls ins LKA. Rupp betont mit Hinweis auf Kritik des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) ausdrücklich: "Das Landeskriminalamt wird nicht abgeschafft." Die Aufgabenfelder "Gefahrenabwehr und Einsatz" werden in einer Direktion, die von Kriminaldirektor Gerald Stock geleitet wird, gebündelt. Dazu gehören die Führungs- und Lagezentrale (Leiterin: Nathalie Grandjean), die Spezialeinheiten sowie der zentrale Verkehrsdienst und die Bereitschaftspolizei. Kriminalitätsbekämpfung und LKA, Personal und Recht (Leitung: Andrea Maus), sowie "zentrale polizeiliche Dienste" (Leitung: Ralf Barrois) heißen die drei weiteren Direktionen (siehe Grafik). Sie sind bei einer täglichen Leitungskonferenz vertreten und können, so erläutert Rupp, fachlich in alle 20 Inspektionen und die Kriminaldienste eingreifen.

Mit der Neuorganisation sollen bis 2020 etwa 300 Stellen eingespart werden. In neun Dienststellen, so die Planung, werden pensionierte Beamte nicht mehr ersetzt. Ist dort wegen der Personalsituation die Besetzung rund um die Uhr nicht mehr möglich, wird die Inspektion nachts zeitweise geschlossen. In dieser Zeit decken dann benachbarte "Interventionsdienststellen" das Revier ab, zudem werden Streifen der Bereitschaftspolizei gezielt eingesetzt. Rupp: "Das Stichwort heißt bedarfsorientierter Personaleinsatz." Zu Schwerpunktzeiten, etwa bis 22 Uhr, seien deutlich mehr Polizisten unterwegs. 2012, so der neue Polizeichef, soll aber noch keine Inspektion nachts zeitweise die Türen absperren.

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