KV-Chef Hauptmann Saar-Ärzte warnen vor Praxen-Sterben im Land
Saarbrücken · Anreize für Landärzte und Arzthelferinnen auf Hausbesuch. Dazu rät der Chef der Saar-Kassenärzte.
Die saarländischen Kassenärzte haben vor einem baldigen Ärztemangel im Saarland gewarnt und weitere Schritte angemahnt, junge Mediziner für den Beruf als niedergelassener Arzt zu begeistern. „Der Ärztemangel steht unmittelbar bevor“, sagte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung, Gunter Hauptmann, im SZ-Interview. Schon jetzt gebe es im Saarland knapp 38 unbesetzte Hausarztpraxen. Auch bei Fachärzten falle es zum Teil schwer, Nachfolger für Praxisinhaber zu finden.
Hauptmann wies darauf hin, dass in den kommenden sechs bis acht Jahren mindestens die Hälfte der niedergelassenen Ärzte im Saarland in Rente gehe. Zwar steige die Patientenzahl nicht an. Wohl aber nehme die „Intensität der Versorgung“ zu. Hauptmann verwies dabei auf die steigende Zahl älterer Menschen mit erhöhtem Behandlungsbedarf, aber auch auf zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen, wie sie etwa Kinderärzte durchführen müssten.
Vom Regierungsprogramm der Groko in Berlin hätte er sich als „deutliches Signal“ gewünscht, in einigen Bereichen die Budgetierung, also die Begrenzung der Kassen-Zahlungen an einzelne Praxen pro Quartal, abzuschaffen, um so den Nachwuchs zu fördern. „Bei den Hausärzten können wir zwischen fünf und zehn Prozent der erbrachten Leistungen nicht bezahlen, bei den Fachärzten sind es sogar 20 bis 25 Prozent“, sagte Hauptmann.
Er warnte die Bundespolitik aber auch davor, den Akteuren vor Ort den Gestaltungsspielraum zu nehmen. Im Saarland werde gemeinsam an Lösungen gearbeitet. Er verwies unter anderem auf den Lehrstuhl für Allgemeinmedizin im Saarland, den die Ärzteschaft zur Hälfte mitfinanziere. Konkret warb er dafür, erfahre Arzthelferinnen mit Zusatzausbildung für Hausbesuche einzusetzen.
