Politik-Verdrossenheit hinterlässt Spur in Lothringen

Saarbrücken. Der Verdruss über die Politik ist in Lothringen noch größer als im übrigen Frankreich. Dieses Fazit lässt sich nach der zweiten Runde der Regionalwahlen vom Sonntag ziehen, die dem Linksbündnis von Sozialisten, Kommunisten und Grünen eine absolute Mehrheit von 50,02 Prozent bescherte

Saarbrücken. Der Verdruss über die Politik ist in Lothringen noch größer als im übrigen Frankreich. Dieses Fazit lässt sich nach der zweiten Runde der Regionalwahlen vom Sonntag ziehen, die dem Linksbündnis von Sozialisten, Kommunisten und Grünen eine absolute Mehrheit von 50,02 Prozent bescherte. Denn nie war die Wahlbeteiligung so niedrig (47 Prozent), nie war die Nationale Front (FN), die auf 18,5 Prozent der Stimmen kam, so stark.

Nach dem jetzigen Wahlgang verfügen die Linken unter Führung von Jean-Pierre Masseret (Foto: afp) im Regionalrat über 46 von 73 Sitzen (plus einen). Die konservative Regierungspartei UMP mit Laurent Hénart an der Spitze eroberte 17 Sitze (minus einen), die Nationale Front immerhin zehn. Dabei bekamen alle Lager deutlich weniger Stimmen als beim Urnengang vor sechs Jahren, wie die Metzer Zeitung "Républicain Lorrain" vorrechnet. Für die Linke votierten noch 376 000 Wähler (von 1,66 Millionen Wahlberechtigten), 84 000 weniger als 2004. Noch härter traf es die Konservativen, die auf niedrigerem Niveau 87 000 Voten einbüßten.

Direkt an der Grenze im ehemaligen Kohlerevier, wo der Verlust an Arbeitsplätzen - jetzt auch in der Chemieindustrie - besonders schmerzt, ist die Nationale Front stärker geworden als die Regierungspartei UMP. So etwa in Freyming-Merlebach, wo die Rechtsextremen auf 32,3 Prozent kamen, die UMP aber nur auf 22. Ein ähnliches Ergebnis im Kanton von Stiring-Wendel. Dort erzielten die Nationalisten knapp 30 Prozent, die Konservativen vier Punkte weniger.

Und wie im ersten Wahlgang landete auch diesen Sonntag die Stadt Forbach bei den Nichtwählern auf einem Spitzenplatz. 65 Prozent der Wahlberechtigten zogen es vor, ihre Unzufriedenheit mit der Politik durch einen Urnenboykott auszudrücken.

Am stärksten schnitt die lothringische Linke im Département Meurthe-et-Moselle ab, wo sie auf 53 Prozent der Stimmen kam. Dagegen blieb sie im ländlich geprägten Département Meuse mit 47 Prozent deutlich zurück.

Einen völlig anderen Ausgang hatten die Regionalwahlen im Elsass. Dort konnte die UMP unter Führung von Philippe Richert mit 46 Prozent ihren Spitzenplatz behaupten. Sie bleibt damit die letzte Region, die konservativ regiert wird. Nur in Städten wie Straßburg (54 Prozent) oder Mülhausen (47) wurde das Linksbündnis stärkste Kraft. Zugleich erlitt die Nationale Front mit 14,6 Prozent starke Einbußen. 2004 hatte sie im Elsass immerhin noch 22 Prozentpunkte erobert.

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