Landtagswahl Banger Blick von Berlin nach Hessen

Berlin · Die Landtagswahl am Sonntag könnte sich massiv auf die Situation im Bund auswirken.

Die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Hessen (v.li.): René Rock (FDP), Janine Wissler (Linke), Tarek Al-Wazir (Grüne), Rainer Rahn (AfD), Volker Bouffier (CDU) und Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD).

Die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in Hessen (v.li.): René Rock (FDP), Janine Wissler (Linke), Tarek Al-Wazir (Grüne), Rainer Rahn (AfD), Volker Bouffier (CDU) und Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD).

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Berlin zittert vor Hessen. Denn das Ergebnis der Landtagswahl am kommenden Sonntag wird Auswirkungen auf die Bundespolitik haben. Schon jetzt wird über die Zukunft von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Chefin Andrea Nahles spekuliert. Und was machen die Grünen aus ihrem Höhenflug? Fünf Szenarien, wie sich der Urnengang auswirken könnte.

Die CDU verliert: Und zwar so massiv, dass Merkels Vize und Vertrauter Volker Bouffier nicht mehr Ministerpräsident bleiben kann. Dann könnte es vorbei sein mit der „Besonnenheit“, die die Führung in Berlin schon vorsorglich einfordert. Spätestens beim Parteitag Anfang Dezember in Hamburg, wenn Merkel erneut als Vorsitzende kandidieren will, dürfte sich der über Jahre aufgestaute Unmut endgültig entladen. Bleibt die Frage, ob sich ein „Königinnenmörder“ finden lässt. Wer sagt Merkel, dass es politisch vorbei ist? Das müsste wohl Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble übernehmen. Als Nachfolger im Chefsessel wäre NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am ehesten denkbar.

Die CDU rettet sich: Sie erzielt ein Ergebnis, das es Volker Bouffier ermöglicht, weiter Landesvater zu bleiben. Ob mit einer schwarz-grünen Landesregierung, was die größte Stabilität für die Kanzlerin bedeuten würde. Oder aber als Chef einer Jamaika-Koalition. Hauptsache, Bouffier behält die Macht. Dann wäre Merkel vorerst aus dem Schneider. Durchaus möglich ist, dass die Kanzlerin die kleine innerparteiliche Ruhephase nutzen wird, sich darüber klar zu werden, wie sie ihren Abgang noch eigenständig hinbekommen kann.

Die SPD gewinnt: Reicht es in Hessen trotz der zu erwarteten Verluste für die SPD zu einer rot-grün-roten Landesregierung, wäre das sehnlichst erhoffte Erfolgserlebnis für die Genossen da. Es würde der angezählten Parteichefin Andrea Nahles Rückenwind geben. Selbst, wenn man als Juniorpartner in eine Große Koalition mit der CDU gehen könnte, wäre dies nach dem Debakel von Bayern ein kleiner Erfolg. Nahles hätte innerparteilich etwas Ruhe.

Die SPD schmiert ab: Auch das ist möglich. Dann muss SPD-Chefin Andrea Nahles um ihren Job fürchten, weil es ihr nicht gelungen ist, die Partei endlich zu stabilisieren. Im Gegenteil: Mit ihr an der Spitze hat sich der Niedergang beschleunigt. Übernimmt dann die beliebte rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Vorsitz? Oder Manuela Schwesig aus Mecklenburg-Vorpommern? Vielleicht sogar der weniger beliebte Finanzminister Olaf Scholz? Der Druck der Groko-Kritiker dürfte überdies so groß sein, dass die Genossen das Bündnis mit der CDU platzen lassen. Nahles will das nicht. Denn Neuwahlen wären wahrscheinlich. Und ob der Wähler die SPD belohnt, muss bezweifelt werden.

Die Grünen gewinnen: Und zwar so viel, dass sie den Ministerpräsidenten stellen können. Hessen wäre das zweite Bundesland nach Baden-Württemberg mit einem grünen Regierungschef. Deutlich selbstbewusster könnte die Partei dann über den Bundesrat auftreten. Und: Sie würde wieder stärker von den Schwarzen umgarnt werden. Sollte die Groko nach der Hessenwahl scheitern, muss den Grünen angesichts der Umfragen an Neuwahlen gelegen sein. Und geht der Höhenflug weiter, stellt die Partei dann einen Kanzlerkandidaten auf?

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