Öffnet der Pannenflughafen in Berlin nie?

Berlin · Nachdem Korruptionsvorwürfe laut geworden sind, schickt das Verkehrsministerium nun auch noch externe Kontrolleure zum Berliner Flughafen. Die Eröffnung ist in weite Ferne gerückt.

Es steht schlecht um Berlins Pannenflughafen. Praktisch keine Baufortschritte, immer weiter steigende Milliardenkosten und jetzt auch noch Korruptionsvorwürfe . Inzwischen wird in der Hauptstadt sogar das Undenkbare diskutiert - dass der Flughafen in Schönefeld nie fertig werden könnte und irgendwann als Bauruine vor sich hingammelt. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) will jetzt noch einmal die Daumenschrauben anziehen.

Wenn man denkt, es geht nicht schlimmer, dann kommt prompt die nächste Hiobsbotschaft vom Airport im märkischen Sand. Er kann wegen Pfusch, massiven Technikproblemen, Kompetenzwirrwarr und Fehlplanungen seit zweieinhalb Jahren nicht in Betrieb gehen. Dass Flughafenchef Hartmut Mehdorn mehr Geld benötigt, ist bekannt - nachdem bereits 4,6 Milliarden Euro verbaut worden sind (veranschlagt waren ursprünglich zwei Milliarden), müssen weitere 1,1 Milliarden Euro fließen. Jedoch glaubt niemand, dass mit der neuerlichen Finanzspritze das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Auch von einem möglichen Eröffnungstermin 2016 redet in Berlin keiner mehr.

Und jetzt die Korruptionsvorwürfe - eine schwere Turbulenz mehr. Der bisherige Technikchef Jochen Großmann, Experte für die nicht funktionierende Entrauchungsanlage, Spitzname "das Monster", soll für die Vergabe eines lukrativen Auftrags an ein Unternehmen 500 000 Euro verlangt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ein weiterer herber Schlag, den der ohnehin massiv in der Kritik stehende Flughafenchef Mehdorn zu verdauen hat. Gestern kam der Aufsichtsrat des BER wieder zu einer Krisensitzung zusammen. Ergebnis: Eine Anti-Korruptions-Truppe soll die Auftragsvergaben beim BER jetzt bis Ende Juni überprüfen. "Beim leisesten Verdacht werden wir wieder die Staatsanwaltschaft auf den Plan rufen", sagte Flughafenchef Mehdorn.

Das reicht Verkehrsminister Dobrindt offenbar nicht. Kurz vor der Sitzung ließ er verkünden, nun externe Prüfer auf den Flughafen anzusetzen - was einer Misstrauenserklärung gegen Mehdorn gleicht. "Die Vorgänge am BER sind inakzeptabel", erklärte ein Sprecher Dobrindts. Baufortschritt, Kosten, Zeitabläufe seien die Dinge, die untersucht werden müssten, damit sich die "nicht enden wollende Reihe von Problemen" nicht weiter fortsetze. Der Pannenflughafen belastet schließlich auch die Kasse des Bundes: Er hält 26 Prozent der Anteile, ist also neben Berlin und Brandenburg (jeweils 37 Prozent) als Miteigentümer bei den immer neuen Zuschüssen mit von der Partie. "Der Bund wird voll und ganz seiner Verantwortung gerecht", wehrte Dobrindts Ressort den Vorwurf ab, reichlich spät auf externe Kontrolleure zu setzen.

Bleibt die Frage, ob der BER überhaupt irgendwann eröffnet wird. "Ziel ist die Inbetriebnahme, dafür tun alle ihre Möglichstes", betonte das Verkehrsministerium. Aber: Die Frage beantworten könne man erst, "wenn das externe Controlling greift". Das verheißt wiederum nichts Gutes.

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