Schon sein Bestätigungsverfahren vor dem Amtsantritt als Verteidigungsminister im Februar 2013 stand für Chuck Hagel unter keinem guten Stern. Der 68-Jährige beantwortete im Kongress die Fragen der Volksvertreter ausweichend und oft unvollständig, und am Ende gaben die Senatoren mit 58 zu 41 Stimmen nur zögerlich grünes Licht für den einzigen Republikaner in Barack Obamas Kabinett.

Seitdem begleiteten vor allem Meldungen über Reibungen und strategische Differenzen das Verhältnis zwischen dem Vietnam-Veteranen und dem Weißen Haus. Nun, nach der klaren Niederlage bei den Kongress-Zwischenwahlen, zeigte der Präsident seinem ungeliebten und oft überfordert wirkenden Minister die Rote Karte. Regierungskreise machten gegenüber US-Medien deutlich, dass der gestrige Rücktritt Hagels nicht freiwillig erfolgte. Er soll aber bis zur Bestätigung eines Nachfolgers weiter im Amt bleiben.

Den Ausschlag gaben neben dem Wahlergebnis und der Suche nach einem schnellen Bauernopfer auch die massiven Differenzen über das künftige Vorgehen gegenüber der Dschihadisten-Miliz "Islamischer Staat" in Syrien und im Irak. Während führende Militärs nicht glauben, das von Obama formulierte Ziel der Zerschlagung des "IS" ohne Boden-Kampftruppen erreichen zu können, weigert sich das Weiße Haus bislang, diesen Forderungen nachzugeben. Hagel geriet hier offensichtlich zwischen die Fronten. Erschwerend kamen Budgetzwänge hinzu, die den Handlungsspielraum Hagels einschränkten.

Zuletzt hatte ein vertrauliches, den Medien zugespieltes Memo in Washington für Aufsehen gesorgt, in dem Hagel die Obama-Strategie gegenüber Syrien deutlich in Frage stellte. Zuvor war klar geworden, dass die US-Regierung - in einer Kehrtwende zu früheren Aussagen - nicht mehr den Abschied des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad von der Macht anstrebt.