Gesprächsgipfel in Singapur Nordkorea testet USA im Atompoker aus

Seoul · Pjöngjang will im Nuklearstreit mit den USA auf Augenhöhe verhandeln. Sein Atomprogramm will Kim nun doch nicht so leicht aufgeben.

 Eine überraschende Pirouette des nordkoreanischen Machthabers bringt den US-Präsidenten in die Bredouille. Die Südkoreaner beobachten die Entwicklung mit Sorge: Hier sind Donald Trump und  Kim Jong Un (l.) während einer Nachrichtensendung auf einem TV-Bildschirm zu sehen.

Eine überraschende Pirouette des nordkoreanischen Machthabers bringt den US-Präsidenten in die Bredouille. Die Südkoreaner beobachten die Entwicklung mit Sorge: Hier sind Donald Trump und  Kim Jong Un (l.) während einer Nachrichtensendung auf einem TV-Bildschirm zu sehen.

Foto: dpa/Ahn Young-Joon

Erneute Kehrtwende, Taktik oder Anzeichen innenpolitischer Probleme? Mit seiner plötzlichen Absage geplanter Versöhnungsgespräche mit Südkorea und der Drohung, das Gipfeltreffen mit den USA im Juni platzen zu lassen, stößt Nordkorea den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In und US-Präsident Donald Trump gleichermaßen vor den Kopf.

Im März hatte Trump die Welt in Erstaunen versetzt, als er einen Vorschlag des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un für ein Treffen akzeptierte. „Wir werden beide versuchen, dies zu einem sehr speziellen Moment für den Weltfrieden zu machen!“, twitterte Trump später. Am 12. Juni in Singapur soll es passieren – wenn das Treffen denn wirklich zustande kommt.

Zunächst zeigten sich die USA unbeeindruckt von den ersten Medienberichten, dass Nordkorea mit der Absage des Gipfels drohe. Die Gipfel-Planungen gingen weiter, betonte das Außenministerium. Dahinter steckt die Hoffnung, dass Pjöngjang mit seinen Erklärungen nur versucht, die Oberhand bei den schwierigen Verhandlungen über sein Atomprogramm zu gewinnen und die Initiative zu behalten. Auch für Trump, der gerade nach dem einseitigen Ausstieg aus dem multilateralen Iran-Atomabkommen viel Kritik einstecken muss, steht viel auf dem Spiel. Ein Abkommen über einen detaillierten Fahrplan für die Beseitigung der Atomwaffen Nordkoreas würde ihm als außenpolitischer Erfolg zugeschrieben werden.

Doch Nordkorea stört sich daran, dass Trump die Annäherung Pjöngjangs seiner Politik des „maximalen Drucks“ zuschreibt. Die international isolierte Regierung in Pjöngjang will sich ihre Handlungen nicht von außen diktieren lassen.

Kim Jong Un wird zu Hause als erfolgreicher Stratege dargestellt. „Doch jetzt sehen die USA irrigerweise die Großmut und die großzügigen Initiativen der Volksrepublik als Zeichen der Schwäche und verkaufen dies als Produkt von Sanktionen und Druck“, erklärte gestern  Vize-Außenminister Kim Kye Gwan – selbst ein erfahrener Unterhändler im Atomstreit. Trump hatte angedroht, dass er „respektvoll“ den Tisch verlassen werde, wenn der Gipfel mit Kim Jong Un nicht den gewünschten Erfolg verspreche. Jetzt hat Nordkorea mit seiner Drohung praktisch gleichgezogen. Er habe selbst mit Nordkorea verhandelt und sei daher überhaupt nicht überrascht über das, was gerade passiere, sagte der Nordkorea-Experte und Direktor der Organisation Ploughshares Fund in San Francisco, Philip Yun, im US-Sender CNN. „Das ist eine sehr holprige Straße, jede Partei will mehr Einfluss haben.“ Auch schließt Yun nicht auch, dass in Nordkorea unter den Generälen Unzufriedenheit herrsche. Denn bisher galten die Atomwaffen als Absicherung des Systems.

Kim Jong Un hatte sich beim innerkoreanischen Gipfel im April zum Ziel bekannt, eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel durch die „komplette Denuklearisierung“ zu schaffen. Schwierig sind die Verhandlungen aber auch deshalb, weil Nordkorea und die USA unter „Denuklearisierung“ verschiedene Dinge verstehen. Kim hatte zuletzt von synchronen Schritten gesprochen, die zum Abbau des Atomprogramms führen – was einen dehnbaren Abrüstungsprozess andeutet. Auch verlangt Pjöngjang starke Sicherheitsgarantien.

 HANDOUT - 09.05.2018, Nordkorea, Pjöngjang: Auf der am 10.05.2018 von der nordkoreanischen Nachrichtenagentur Korean Central News Agency (KNCA) zur Verfügung gestellten Aufnahme, gibt Mike Pompeo (l), Außenminister der USA, Kim Jong Un, Machthaber Norkoreas, im Hauptquartier der Arbeiterpartei die Hand. Unabhängige Journalisten hatten keinen Zugang, um über das auf dem Bild dargestellte Ereignis zu Berichten zu können. Die Aufnahme wurde von der nordkoreanischen Regierung verbreitet und kann nicht unabhängig verifiziert werden. Wasserzeichen in koreanischer Sprache auf dem Bild: «KCNA», der Abkürzung für die Korean Central News Agency. ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung bis zum 24.05.2018 in Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur bei vollständiger Nennung der Quelle: Foto: Uncredited/KCNA via KNS/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

HANDOUT - 09.05.2018, Nordkorea, Pjöngjang: Auf der am 10.05.2018 von der nordkoreanischen Nachrichtenagentur Korean Central News Agency (KNCA) zur Verfügung gestellten Aufnahme, gibt Mike Pompeo (l), Außenminister der USA, Kim Jong Un, Machthaber Norkoreas, im Hauptquartier der Arbeiterpartei die Hand. Unabhängige Journalisten hatten keinen Zugang, um über das auf dem Bild dargestellte Ereignis zu Berichten zu können. Die Aufnahme wurde von der nordkoreanischen Regierung verbreitet und kann nicht unabhängig verifiziert werden. Wasserzeichen in koreanischer Sprache auf dem Bild: «KCNA», der Abkürzung für die Korean Central News Agency. ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung bis zum 24.05.2018 in Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur bei vollständiger Nennung der Quelle: Foto: Uncredited/KCNA via KNS/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Uncredited

Die jetzige Erklärung Nordkoreas zielt möglicherweise in erster Linie auf Trumps obersten Sicherheitsberater John Bolton, der als wenig zimperlich im Umgang mit Pjöngjang bekannt ist. Bolton sprach sich für eine sofortige Abgabe der Nuklearwaffen Nordkoreas aus. Die Erklärung Nordkoreas sei „mit Bedacht gegen Bolton gerichtet, nicht Trump“, twitterte die Forscherin Laura Rosenberger vom German Mashall Fund in den USA. Die Nordkoreaner würden austesten, „wer im Fahrersitz“ sei. „Ihre Hoffnung scheint zu sein, dass Trump einsehen wird, dass Bolton seinen wertvollen Gipfel bedroht, und ihn daher unter den Bus wirft.“

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