Nordkorea lässt es auf einen neuen Konflikt ankommen

Peking. Nordkoreas Diktator Kim Jong Un droht mit neuen Tests von Atomwaffen und Langstreckenraketen - offenbar in der Erwartung, damit auf die diplomatische Prioritätenliste der neu formierten Regierungen in den USA, China, Südkorea und Japan zu kommen. Vor allem von Washington erhofft man sich in Pjöngjang mehr Beachtung

 Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un provoziert in West und Ost mit der Ankündigung neuer Raketentests. Foto: dpa

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un provoziert in West und Ost mit der Ankündigung neuer Raketentests. Foto: dpa

Peking. Nordkoreas Diktator Kim Jong Un droht mit neuen Tests von Atomwaffen und Langstreckenraketen - offenbar in der Erwartung, damit auf die diplomatische Prioritätenliste der neu formierten Regierungen in den USA, China, Südkorea und Japan zu kommen.

Vor allem von Washington erhofft man sich in Pjöngjang mehr Beachtung. Nordkoreas staatliche Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichte jetzt einen Beschluss der Nationalen Verteidigungskommission, wonach "Satelliten und Langstreckenraketen, die wir weiter starten werden, sowie Kernwaffentests, die wir durchführen werden, gegen unseren Erzfeind - die USA - gerichtet" seien. Westliche Militärexperten beobachten auf Satellitenbildern bereits seit Wochen verdächtige Bewegungen in den Bergregionen, wo Nordkorea in den Jahren 2006 und 2009 unterirdische Atomwaffentests durchgeführt hatte. Ob es sich um konkrete Projekte oder einen diplomatischen Bluff handelt, ist allerdings unklar.

Unmittelbarer Auslöser von Pjöngjangs Drohungen sind die neuen Strafmaßnahmen, die der UN-Sicherheitsrat am Dienstag als Reaktion auf den Start einer Langstreckenrakete im Dezember beschlossen hatte. Die Resolution 2087 war von den USA, Südkorea und Japan auf den Weg gebracht worden. Nach wochenlangen Verhandlungen hatte schließlich auch China, Nordkoreas engster Verbündeter zugestimmt. Mit der Resolution werden die bestehenden Handelsverbote für Rüstungsgüter, Raketenbauteile und Luxusartikel ausgeweitet und mehrere ranghohe Funktionäre mit Reiseverboten belegt. Nordkorea behauptet, seine Raketen seien Teil seines zivilen Weltraumprogramms. Nach Analyse südkoreanischer Experten könnte sie aber auch einen bis zu 600 Kilogramm schweren Sprengkopf transportieren und militärische Ziele in mehr als 10 000 Kilometer Entfernung - also auch in Nordamerika - angreifen. Bei Nordkoreas Nachbarn, die alle neue Regierungen haben, sorgt die Atomtest-Ankündigung für Unruhe. Ein Vertreter des Übergangsteams von Südkoreas designierter Präsidentin Park Geun-hye, die am 25. Februar vereidigt werden soll, zeigte sich besorgt über Nordkoreas Tests. Park hatte Kim im Wahlkampf einen Dialog angeboten, aber den Verzicht von Provokationen zur Bedingung gemacht. Für Japans konservativen Premier Shinzo Abe sind Pjöngjangs Drohungen ein willkommenes Argument für seine Pläne, die japanischen "Selbstverteidigungskräfte" massiv aufzurüsten. Chinas Parteichef Xi Jinping und künftiger Präsident hatte sich kürzlich ungewohnt deutlich gegen Nordkoreas Atomprogramm ausgesprochen.

Die größten Erwartungen ruhen jedoch auf dem designierten US-Außenminister John Kerry, der in der Vergangenheit einen kompromissbereiteren Umgang mit Nordkorea gefordert hatte. In einem Beitrag für die "Los Angeles Times" forderte Kerry schon im Jahr 2011, das Land stärker einzubinden. "Nichtstun führt nur dazu, dass eine gefährliche Situation noch schlimmer wird", erklärte er. Vor allem im humanitären Bereich solle die Kooperation ausgeweitet werden.

Allerdings hat Washington mit Zugeständnissen an Pjöngjang schlechte Erfahrungen gemacht. Zuletzt hatten die USA im vergangenen Frühjahr im Gegenzug für ein Atom-Moratoriumfangreiche Hilfslieferungen geleistet. Wenige Wochen später hatte Nordkorea das Abkommen jedoch mit einem Raketentest platzen lassen.

Der US-Thinktank Brookings warnte kürzlich, der Koreakonflikt habe das Potenzial, die USA und China in eine militärische Konfrontation zu treiben. "Jeder mögliche Atomeinsatz Nordkoreas, selbst wenn er innerhalb der eigenen Grenzen stattfindet, stellt eine akute Gefahr für die ganze Region dar", heißt es in dem Papier. Und weiter: "Wenn Washington und Peking nicht richtig zusammenarbeiten und kommunizieren, könnten wir vor einer USA-China-Konfrontation von undenkbaren Konsequenzen stehen."

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