Nach Trump-Kim-Gipfel „Besser kein Abkommen als ein schlechtes“

Berlin · Auch nach dem Gipfel wird der Faden zwischen Trump und Kim nicht abreißen, meint der Nordkorea-Experte.

 Patrick Köllner ist Direktor des Hamburger GIGA-Institits für Asien-Studien.

Patrick Köllner ist Direktor des Hamburger GIGA-Institits für Asien-Studien.

Foto: Boris Rostami

Der Trump-Kim-Gipfel in Hanoi bleibt ohne greifbare Ergebnisse. Der Direktor des Hamburger GIGA-Instituts für Asien-Studien, Patrick Köllner, sieht darin allerdings keine Katastrophe.

Herr Köllner, sind Sie enttäuscht?

KÖLLNER Natürlich ist es enttäuschend, wenn ein mit großen Erwartungen behaftetes Spitzentreffen nicht zu substanziellen Fortschritten geführt hat. Aber manchmal ist kein Abkommen besser als ein schlechtes Abkommen.

Was meinen Sie damit?

KÖLLNER Es stand ja die Befürchtung im Raum, dass sich Präsident Trump wegen des Erfolgsdrucks über den Tisch ziehen lassen würde. Dass er in eine Abmachung einwilligt, die Nordkorea einseitig Vorteile bringt. Aber dazu ist es nun nicht gekommen.

Könnte der Gipfel auch ein Ablenkungsmanöver von Trump gewesen sein? Zu Hause ist er gerade mit schweren Vorwürfen konfrontiert.

KÖLLNER Das ist sicher Spekulation. Nüchtern betrachtet hat Trump ein Interesse an einem Abkommen mit Nordkorea. Einen Friedensvertrag mit diesem Land könnte er sich fast schon als politisches Vermächtnis auf die Fahne schreiben.

War es naiv zu glauben, dass Kim seine Atomwaffen komplett abschaffen könnte?

KÖLLNER Von dieser Vorstellung hat man sich in den USA eigentlich schon verabschiedet. Allen Beteiligten ist klar, dass eine völlige Denuklearisierung in Nordkorea nicht zu machen ist. Zumindest nicht auf kurze Sicht. Man hätte aber erste Schritte auf dem Weg dahin erwarten können. Das ging schief, und deshalb kann es auch keine schnellen Sanktionserleichterungen geben. Da hat Trump recht.

Immerhin will Kim Jong Un weiterhin auf Atom- und Raketentests verzichten. Welchen Wert hat diese Ansage?

KÖLLNER Sie hat einen Wert gerade für die USA, weil es die Bedrohung für ihr Territorium begrenzt. Ohne weitere Tests kann Nordkorea vor allem sein Langstreckenraketen-Knowhow nicht verbessern. In der Frage der Denuklearisierung bringt uns ein Teststopp aber nicht wirklich weiter.

Trump hat sich optimistisch für weitere Gespräche gezeigt. Teilen Sie diese Einschätzung?

KÖLLNER Auch Nordkorea hat ein Interesse an normalen Beziehungen mit den USA. Sowohl aus sicherheitsbezogenen als auch aus wirtschaftlichen Gründen. Insofern wird der Gesprächsfaden wohl nicht abreißen. Dazu sind aber intensive Vorbereitungen notwendig. Vielleicht bedurfte es ja eines gescheiterten Gipfels, damit auch Trump das lernt.

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