Nikki Haley Eine beliebte UN-Diplomatin trotz Trumps Außenpolitik

New York · Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen ab. Das stimmt sogar Russland betrübt. Wer wird ihre Nachfolgerin?

 Die bisherige US-Botschafterin bei der UN, Nikki Haley, wird wohl in den Privatsektor wechseln.

Die bisherige US-Botschafterin bei der UN, Nikki Haley, wird wohl in den Privatsektor wechseln.

Foto: dpa/Evan Vucci

Keinerlei außenpolitische Erfahrung konnte Nikki Haley vorweisen, und trotzdem kam sie an den Top-Job. In zwei Jahren machte sich die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen viele Freunde unter Diplomaten, sogar unter Botschaftern jener Länder, die die Politik ihres Chefs ablehnen. Im UN-Hauptquartier schlug die Nachricht ihres Abgangs am Dienstag ein wie ein Blitz. Viele zeigten sich schockiert, manche traurig.

Ihr Rücktritt zum Jahresende sei „eine Überraschung – für mich persönlich keine sehr angenehme“, sagte etwa der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja. Trotz gravierender Differenzen zwischen Moskau und Washington habe er auf arbeitstechnischer und persönlicher Ebene ein „gutes Verhältnis“ zu Haley gehabt. Die Botschafter der UN-Sicherheitsratsmitglieder lobten die Politikerin und ihre Erfolge als Diplomatin. Auch wenn viele Länder – darunter Amerikas traditionelle Verbündete – Probleme mit der US-Außenpolitik unter Präsident Donald Trump haben.

Als Haley am 27. Januar 2017 bei den Vereinten Nationen antrat, hatte sie zwar Erfahrungen als Gouverneurin von South Carolina im Gepäck, allerdings keine auf internationaler Bühne. Sie verlor dennoch keine Zeit damit, den neuen Weg anzukündigen, wie die USA künftig Politik machen würden. Das ausgegebene Ziel der Trump-Regierung war, Stärke zu beweisen, Konflikte, Krisen und Ungerechtigkeiten zu benennen sowie Verbündete zu verteidigen. „Wir schreiben Namen auf“, sagte sie damals mit Blick auf US-Gegner.

Dieses Ziel hat die 46-Jährige eingehalten und zugleich ihr diplomatisches Geschick geschliffen. „Sie war uns allen ein Freund“, sagte Nebensja am Dienstag. „Hinter den Türen des Sicherheitsrats pflegen wir als Gruppe einen sehr freundlichen Umgang.“

Die guten persönlichen Beziehungen konnten die weit auseinanderklaffenden Meinungsverschiedenheiten bei einer Reihe von Themen dennoch nicht verbergen. Konfliktpotenzial hatten etwa die US-Haltung im syrischen Bürgerkrieg, Trumps Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran, aus dem Pariser Weltklimaschutzabkommen sowie aus dem UN-Menschenrechtsrat. Washingtons Entscheidung, die UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge vorerst nicht weiter zu finanzieren und die US-Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen, versetzte einige Ratsmitglieder ebenfalls in Wallung.

„Es gibt mit Blick auf die UN Themen, bei denen wir (mit den USA) nicht immer völlig übereinstimmen, aber mit Niki war die Beziehung immer eng, respektvoll und sehr offen“, erklärte Schwedens Botschafter Olof Skoog. Auch wenn Haleys Ansprachen im Weltsicherheitsrat so manches Mal „sehr stark“ gewesen seien, habe sie Mitglieder anschließend oftmals in ihre Wohnung eingeladen.

So ist es denn nicht überraschend, dass viele Diplomaten im Privaten glauben, dass sie 2020 für die US-Präsidentschaftswahl kandidieren wird. Haley selbst allerdings schloss das am Dienstag aus und erklärte, für Trump die Werbetrommel rühren zu wollen. In ihrem Rücktrittsschreiben spielte sie darauf an, künftig im Privatsektor weiterarbeiten zu wollen.

Spekulationen rankten sich darum, wen Trump als Haleys Nachfolger oder Nachfolgerin besetzen wollte. Seine eigene Tochter Ivanka nannte er, die in dem Amt zwar „unglaublich“ sein würde, doch könne man ihm dann Klüngelei vorwerfen, sagte er. Trump erwähnte auch die frühere Beraterin im Weißen Haus, Dina Powell. Über den US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, sagte der Präsident, dieser mache seinen Job in Berlin gut und er wolle ihn dort behalten.

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