Neunkircher ist "extrem gefährlich"

Berlin/Neunkirchen

Berlin/Neunkirchen. Steht der erste Selbstmordanschlag eines islamistischen Terroristen in Deutschland unmittelbar bevor? Diese bange Frage stellten Sicherheitskreise am Wochenende in Berlin, weil nach einem Tipp eines amerikanischen Geheimdienstes der als extrem gefährlich eingeschätzte Islamist Eric Breininger aus Neunkirchen über die "grüne Grenze" auf Schleichwegen ins Bundesgebiet gekommen sein soll. Der 21-jährige zum Islam konvertierte Saarländer will offenbar nach seiner Ausbildung in einem pakistanischen Terrorcamp als "Märtyrer" den "Dschihad", den "Heiligen Krieg", nach Deutschland hineintragen. Breininger wird von seinem Freund Houssain al-Malla, einem Libanesen, der ebenfalls in Neunkirchen lebte, begleitet. Dazu soll sich noch ein dritter Mann gesellt haben. Sie seien entweder von Pakistan über die Türkei und den Balkan oder über die nordafrikanische Route aus Vorsichtsgründen immer auf dem Landweg nach Europa gekommen, war aus Ermittlerkreisen zu erfahren. Nach Angaben des Innenministeriums gibt es aber zurzeit noch keine Hinweise auf konkrete Vorbereitungen für einen Anschlag. Die besondere Gefahr, die von Breininger ausgeht, wird von Sicherheitsfachleuten darin gesehen, dass er sich mit dem Aussehen eines deutschen Bürgers - ohne Bart und islamischer Aufmachung - unbemerkt mit seinem Sprenggürtel unter die Leute mischen kann. Laut BKA ist Breininger 1,73 Meter groß und etwa 90 Kilogramm schwer. Er hat dunkle Haare und blaue Augen. Der Mann könne sich jedes beliebige Ziel ungehindert aussuchen, gaben die Sicherheitsexperten zu bedenken. Da würden Fahndungsaufrufe des Bundeskriminalamtes (BKA) auch nicht viel helfen. Breininger könne sich unerkannt in der Menge bewegen und sein Ziel für den Anschlag in aller Ruhe aussuchen. Das Beispiel Breininger zeigt nach Einschätzung von Fachleuten, dass es ein "gut funktionierendes Netz" von kampfbereiten Islamisten in Deutschland gibt. Dieses Netz sei von der "Islamischen Dschihad Union" (IJU) eingerichtet worden. Sie ist ursprünglich eine usbekische islamistische Organisation, die nach Pakistan übergewechselt ist und in ihren Lagern junge deutsche Konvertiten zu Kämpfern gegen die "Ungläubigen" ausbildet. Die IJU wird als genauso gefährlich eingeschätzt wie Al Qaida. Nach der Festnahme der "Sauerland-Bomber" im vergangenen Herbst, die spektakuläre Anschläge in Deutschland verüben wollten, erklärte die IJU, sie stehe hinter der "Sauerlandzelle". Der Saarländer Daniel Schneider, einer der drei im Sauerland Festgenommenen, soll zu Breininger wie ein Bruder gewesen sein. Die beiden wohnten zeitweise zusammen in einer Wohnung in Saarbrücken-Jägersfreude. Im Fall Breininger kommt noch hinzu, dass er sich den aus Bayern stammenden Deutsch-Türken Cüneyt Ciftci als Selbstmordattentäter zum Vorbild genommen hat. Ciftci sprengte sich im Auftrag der IJU am 3. März in der afghanischen Provinz Khost in die Luft. Mit ihm kamen zwei US- und zwei afghanische Soldaten ums Leben. Breininger lobte in einem Video das Vorgehen von Ciftci. Das sei eine "gute Tat" gewesen, bei der viele Ungläubige "in die Hölle geschickt" worden seien. "Daraus schließen wir, dass Breininger in Deutschland ein ähnliches Attentat verüben will", folgerten Fahnder. Das alles mache die Lage für Deutschland "so brandgefährlich". Breininger hatte schon vom Terrorcamp in Pakistan eine Botschaft an die "Brüder in Deutschland" gesandt: "Wenn ihr Gott und seinen Gesandten liebt, dann kommt zum Dschihad, denn das ist der Weg zum Paradies", hatte Breininger geschrieben.

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