Pflege-Tüv Pflegeheime werden künftig strenger bewertet

Berlin/Saarbrücken · Die lange geforderte Reform startet im Herbst. Auch im Saarland sind die Erwartungen hoch.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Christoph Schmidt

Wie gut ist die Pflege in einem Heim oder bei einem ambulanten Dienst? Ein neuer Pflege-Tüv soll alten Menschen und ihren Angehörigen vom kommenden Jahr an die Suche nach einem guten Pflegeplatz erleichtern. Einrichtungen werden künftig durch neue Qualitätsregeln beurteilt, die aussagekräftiger sein sollen als das bisherige System der Pflegenoten. Das gab der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen gestern nach einer Einigung zwischen Kassen und Heimbetreibern bekannt. Die neuen Prüfungen sollen im November dieses Jahres beginnen. Ende 2020 sollen erste Ergebnisse vorliegen.

Der Vorstand des GKV-Spitzenverbands, Gernot Kiefer, sagte, gute und weniger gute Qualität werde künftig besser erkennbar. Die neue Transparenz sei längst überfällig. Die bisherigen, online abrufbaren Pflegenoten stehen seit Jahren in der Kritik, weil sie zu positiv und einheitlich ausfallen. So erzielten Heime im März eine bundesweite Durchschnittsnote von 1,2. Im Saarland erreichten die 145 geprüften Heime die Note 1,1.

Die bisherigen Bewertungen kranken laut Kritikern zudem daran, dass sie sich schwerpunktmäßig auf die Dokumentation der Einrichtungen stützen. Künftig soll die eigentliche Pflege und Betreuung stärker im Fokus stehen, so zum Beispiel in Sachen Ernährung, Körperpflege und Wundversorgung, Mobilität oder der Vorbeugung von Druckgeschwüren. Die Heime sollen ihre Ergebnisse für alle Bewohner erfassen. Zudem sollen Experten des Medizinischen Dienstes der Kassen in Einrichtungen gehen und sich ein Bild von den Bewohnern machen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte, dass nun endlich ein Konzept für die Reform auf dem Tisch liege: „Ein Pflege-Tüv, bei dem fast jedes Heim Traumnoten bekommt, bringt nichts.“ Das neue Konzept müsse nun schnell in die Praxis kommen. Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, lobte die Einigung auf den neuen Pflege-Tüv als Durchbruch.

Mit Lob, aber auch Skepsis reagierten Patienten- und Sozialverbände. Es sei fraglich, ob das neue Modell wirklich eine rasche Bewertung ermögliche, sagte Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Denn es werde „weder eine aussagefähige Gesamtnote noch K.O.-Kriterien geben“.

Zwiegespalten reagierte der Sozial­verband VdK Saarland. Zwar begrüße der VdK eine Reform, da die alten Noten „unbrauchbar“ und die neuen Regeln „patientennah“ seien, sagte Landesgeschäftsführer Peter Springborn der SZ. Indes sei noch unklar, wie verständlich das neue System wirklich sei. „Der Gedanke dahinter ist gut, die Umsetzung müssen wir aber abwarten.“

Ein neuer Pflege-Tüv hätte nach Plänen der Regierung schon bis März 2017 entwickelt werden müssen. Es kam aber immer wieder zu Verzögerungen. In Deutschland gibt es rund 3,4 Millionen Pflegebedürftige, im Saarland rund 38 000.

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