Neue Späh-Vorwürfe gegen Internet-Konzerne

London/New York · Große US-Internetkonzerne sollen für ihre Zusammenarbeit mit dem US-Geheimdienst finanziell entschädigt worden sein. Deutsche Anbieter profitieren derweil offenbar vom Misstrauen in die US-Firmen.

In der Affäre um Späh-Attacken durch den US-Geheimdienst sind große amerikanische Internet-Konzerne weiter unter Druck geraten. Nach einem Bericht der britischen Zeitung "The Guardian" zahlte die "National Security Agency" (NSA) Millionensummen an die Firmen, damit diese ihre Technologie den Anforderungen des Geheimdienstes anpassten. Hintergrund sei ein US-Gerichtsurteil, das eine klare Trennung zwischen inneramerikanischem und internationalem Datenfluss forderte. Die Überwachung von Amerikanern ist dem NSA untersagt.

Die Firma Yahoo räumte ein, am Spähprogramm "Prism" der USA beteiligt gewesen zu sein. Man habe auch die Entschädigung geltend gemacht, die Unternehmen bei Zusammenarbeit mit den Behörden zustehe.

Andere Internetfirmen verwahrten sich gegen die neuen Vorwürfe. Ein Google-Sprecher sagte. "Wir haben uns nicht an Prism oder einem anderen Überwachungsprogramm der Regierung beteiligt." In einem der NSA-Dokumente wird Google allerdings als "Prism-Provider" erwähnt. Auch Facebook gab an, nie Ausgleichszahlungen für die Beteiligung an einem Überwachungsprogramm erhalten zu haben. Microsoft lehnte eine Stellungnahme ab.

Deutsche E-Mail-Anbieter profitieren einem "Spiegel"-Bericht zufolge offensichtlich von der NSA-Abhöraffäre und dem Misstrauen in US-Unternehmen. Die Neuanmeldungen für den E-Mail-Service seien bei Freenet binnen drei Wochen um 80 Prozent gestiegen. Auch bei 1&1 AG, Web.de und GMX sei ein sechsstelliger Anstieg der Nutzerzahlen erkennbar.

Die NSA soll dem Bericht des "Spiegel" zufolge auch die Zentrale der Vereinten Nationen in New York abgehört haben. Dem Geheimdienst sei es im vergangenen Sommer gelungen, in die interne Videokonferenzanlage der Uno einzudringen. Die NSA unterhalte zudem in mehr als 80 Botschaften und Konsulaten ein eigenes Abhörprogramm. >

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