Demokratin Nancy Pelosi Eine zähe Gegenspielerin für Donald Trump

Washington · Nancy Pelosi hat schon einiges hinter sich. Die 78-Jährige ist seit 37 Jahren im politischen Geschäft. Die Frontfrau der Demokraten weiß, Kritik abzuwehren, Mehrheiten zu organisieren und Abweichler einzufangen.

 Nancy Pelosi gilt manchen als links, anderen als nicht links genug. 

Nancy Pelosi gilt manchen als links, anderen als nicht links genug. 

Foto: dpa/Susan Walsh

Das hat sie nun einmal mehr bewiesen: Es sieht alles danach aus, dass sie einen parteiinternen Aufstand erfolgreich abgeblockt hat und Anfang Januar zum zweiten Mal in ihrer Karriere das Amt des Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses übernehmen kann. Dann wäre sie erneut die Nummer drei im Staat – nach dem US-Präsidenten und dessen Vize – und wichtigste Gegenspielerin von Donald Trump.

Von 2007 bis 2011 war Pelosi schon einmal „Sprecherin“ des Repräsentantenhauses, so lautet der offizielle Titel. Pelosi rückte als erste Frau in der Geschichte des Landes auf den Posten auf. Als die Demokraten danach die Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren, wurde sie wieder Minderheitsführerin ihrer Partei. Und in dieser Rolle führte sie die Demokraten bei der Kongresswahl Anfang November gerade erst zurück zu einer Mehrheit. Pelosi reklamiert einen Teil des Wahlerfolgs für sich und erhob direkt nach der Wahl Anspruch auf das wichtigste Amt im US-Kongress.

Doch einige Abgeordnete aus den eigenen Reihen sprachen sich gegen sie aus. Kritiker sehen sie als Teil des Establishments, als Vertreterin der alten Garde. Doch Pelosi ließ sich von der Revolte nicht stoppen. Sie charmierte routiniert eine mögliche Konkurrentin, die afroamerikanische Abgeordnete Marcia Fudge, aus dem Rennen, indem sie ihr eine stärkere Rolle in der Fraktion versprach. Pelosi gilt als geschickte Taktiererin. Als eine, die es versteht, hinter den Kulissen zu schachern. Ein bisschen was konnte sie wohl bei ihrem Vater abschauen. Der war Bürgermeister der Ostküstenstadt Baltimore in der Nähe von DC. Pelosi wuchs als jüngstes von sechs Kindern auf, in einer italienisch-stämmigen Familie. Später zog sie selbst fünf Kinder auf und startete danach ihre politische Karriere. Pelosi stieg schnell auf und hielt sich über Jahrzehnte auf politischen Führungsposten. Ohne Härte geht das nicht.

Zähigkeit dürfte die Demokratin noch brauchen. Ihre Partei steckt in einem Wandel – und in Kämpfen über den künftigen Kurs. Bei der Kongresswahl hat sich eine ganze Gruppe von progressiven, jüngeren Kandidaten der Demokraten durchgesetzt, die künftig im Repräsentantenhaus sitzen.

Viele Frauen sind darunter, Latinas, Muslima, Schwarze, Nachfahren von Ureinwohnern. Sie mischen die Partei auf, wollen diese moderner machen. Deren Frontfrau ist Alexandria Ocasio-Cortez, die Newcomerin aus New York. Sie nahm kurz nach der Wahl an einer kleinen Protestaktion zum Klimaschutz vor Pelosis Büro teil und bricht auch sonst mit lauter Konventionen. Ocasio-Cortez stützte Pelosi nur bedingt leidenschaftlich: Solange Pelosi die progressivste Kandidatin für den Posten sei, könne sie mit ihrer Unterstützung rechnen. Pelosi gehört zwar zum linken Flügel ihrer Partei – aber manchen in den eigenen Reihen ist sie nicht links genug.

Die Republikaner sehen sie quasi als Linksextreme. Dass Pelosi noch mal Vorsitzende des Repräsentantenhauses werden dürfte, ist ein gefundenes Fressen für Trumps Partei. Nach der Kongresswahl bedachte Trump die Demokratin mit einem vergifteten Lob. Sie verdiene es, von ihrer Partei auf den Schlüssel-Posten gewählt zu werden, notfalls werde er ein paar republikanische Stimmen besorgen, wenn zu viele Demokraten bei der offiziellen Wahl im Plenum von der Fahne gehen Er glaubt offenbar, er habe mit Pelosi leichtes Spiel. Wenn er sich damit mal nicht täuscht.

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