Mehr Sicherheit im Saarland Minister plant Groß-Reform bei Saar-Polizei

Saarbrücken · Pensionierungs-Welle, Elternzeit, Nachwuchs-Mangel: Die Saar-Polizei hat Personalsorgen. Innenminister Bouillon will jetzt gegensteuern.

 Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU).

Saar-Innenminister Klaus Bouillon (CDU).

Foto: dpa/Oliver Dietze

Die Organisation der seit Jahren unter akuter Personalnot leidenden Polizei im Saarland, die zuletzt im März 2012 reformiert wurde, wird derzeit intern kritisch überprüft. Eine Expertenrunde soll Innenminister Klaus Bouillon (CDU) bis spätestens Ende November Vorschläge unterbreiten, wie mehr Polizeibeamte von zeitraubender Verwaltungsarbeit und Polizei-fremden Aufgaben entlastet und stattdessen in operativen Einheiten eingesetzt werden können. Dabei werden wohl auch mögliche Fusionen von Inspektionen und Wachen diskutiert. In erster Linie sollen aber Stabsstellen und Innendienst hinterfragt werden.

Bouillon kündigte gegenüber unserer Zeitung an: „Wir werden sämtliche Strukturen auf den Prüfstand stellen. Es gibt keine Tabus. Ich will und werde erreichen, dass die Polizei in der Fläche, in den Inspektionen und der Kriminalitätsbekämpfung weiter verstärkt wird.“ Der Minister verwies darauf, dass in den vergangenen Jahren über die einzelnen Sicherheitspakete und Sofortmaßnahmen etwa 330 Kräfte mehr eingestellt wurden. So werde die Polizei durch einen Ordnungsdienst, neue Ermittlungshelfer und Angestellte entlastet. Nachwuchskräfte, die verstärkt eingestellt werden, stehen erst nach dreijähriger Ausbildung zur Verfügung.

Da in den kommenden Jahren eine große Pensionierungswelle auf die Polizei mit ihren derzeit landesweit rund 2900 Beamten zukommt, gelingt es nicht, diese durch junge Beamte abzumildern. Während wegen der Schuldenbremse noch Stellen abgebaut werden müssen, melden sich zudem häufiger junge Beamte in gesetzliche Elternzeit ab. Einzelne Inspektionen haben derzeit Probleme, ihre vorgeschriebene Mindestkommandostärke zu erreichen. Bouillon hat bereits angeordnet, dass alle 78 Kommissare, die jetzt ihr  Studium erfolgreich abgeschlossen haben,  in Inspektionen oder operative Einheiten versetzt werden. Zudem seien Versetzungen aus Inspektionen in den Innendienst beim  Präsidium nur in Ausnahmefällen möglich.

Entlastung im Alltag  erhoffen sich die Verantwortlichen auch durch einem Ministererlass, der gestern in Kraft trat. Damit wird der Katalog der Bagatelldelikte (Schadensgrenze maximal 1000 Euro), die in einem vereinfachten Verfahren bearbeitet werden können, erweitert. Dazu zählen unter anderem Hausfriedensbruch, Beleidigung, üble Nachrede, Sachbeschädigung, fahrlässige Körperverletzung, Missbrauch von Notrufen oder Kennzeichenmissbrauch. Die Beamten müssen weiter Beweise sichern und Zeugen ermitteln, ihnen können aber aufwändige Vernehmungen und Vorladungen erspart werden. Den Betroffenen, dürfen künftig auch im EU-Ausland Anhörungsbogen zugesandt werden.

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