Mehrheit hält Bezieher von Hartz IV für faul

Nürnberg. Hartz-IV-Empfänger haben in der Bevölkerung einen schweren Stand: Die Mehrheit der Deutschen sieht sie als faul, schlecht ausgebildet und bei der Arbeitssuche als zu wählerisch an. Dies geht aus einer gestern veröffentlichten, repräsentativen Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor

Nürnberg. Hartz-IV-Empfänger haben in der Bevölkerung einen schweren Stand: Die Mehrheit der Deutschen sieht sie als faul, schlecht ausgebildet und bei der Arbeitssuche als zu wählerisch an. Dies geht aus einer gestern veröffentlichten, repräsentativen Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Die Wirklichkeit entspricht nach Angaben der BA den Vorurteilen aber nicht. Nach der Umfrage glauben 55 Prozent der Bevölkerung, dass Hartz-IV-Empfänger nicht selbst aktiv nach Arbeit suchen. Tatsächlich klopften aber 62 Prozent von ihnen aus eigenem Antrieb bei Arbeitgebern an, so die BA. Entgegen der Annahme von 57 Prozent der Deutschen, Langzeitarbeitslose seien zu anspruchsvoll bei der Arbeitssuche, würden 71 Prozent nach eigenen Aussagen auch eine Stelle annehmen, für die sie überqualifiziert sind.

Deutlich mehr Sanktionen

Allerdings wurde gestern auch bekannt, dass sich die Zahl der von der BA verhängten Leistungskürzungen gegen Bezieher des Arbeitslosengeldes II einem neuen Rekordstand nähert. Die Sanktionen könnten 2012 erstmals die Millionenmarke überschreiten. In der ersten Jahreshälfte strafte die BA bereits 520 792 Hartz-IV-Empfänger ab. Allein im Februar wurden nach BA-Angaben 93 931 Sanktionen ausgesprochen - so viele wie in keinem anderen Monat seit Einführung der Hartz-Reformen.

Ein BA-Sprecher erläuterte, dass die Arbeitsvermittler den Leistungsempfängern dank der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt im ersten Halbjahr 2012 mehr Stellen hätten anbieten können. Würden diese abgelehnt, griffen die Sanktionen. Martin Behrsing, Sprecher des Erwerbslosen-Forums Deutschland, beklagte dagegen, dass die "Sanktionsfalle" inzwischen offenbar schon beim geringsten "Fehlverhalten" zuschlage. dpa

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