„Mehrarbeit bedarf eines Ausgleichs“

Deutschland „führt“ EU-weit bei Überstunden. Wie sich Mehrarbeit auf die Gesundheit auswirkt, darüber sprach SZ-Redakteur Thorsten Grim mit Doktor Martina Opitz vom Landesverband der Betriebs- und Werksärzte.

Mehr Überstunden gleich höhere Arbeitsbelastung gleich mehr Stress im Beruf, was letztlich schlecht für die Gesundheit ist. Geht die einfache Rechnung auf?

Opitz: Aus gutem Grund gibt es das Arbeitszeitgesetz, in dem die maximalen Arbeitszeiten und minimalen Ruhepausen beschrieben sind. Aber nicht jede Belastung führt bei den Beschäftigten zur gleichen Beanspruchung. Ein Beispiel: Der eine empfindet konstitutionsbedingt das Heben einer Zehn-Kilo-Last als leicht, ein anderer als schwer. Auch Stress ist nicht per se negativ. Er kann förderlich sein oder negativ empfunden werden. Auf Dauer führt allerdings eine hohe Arbeitsbelastung zur Erschöpfung - verbunden mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko.

Eine hohe Zahl an Überstunden gefährdet also die Gesundheit?

Opitz: Wenn Beschäftigte über einen längeren Zeitraum einer hohen Arbeitsintensität ausgesetzt sind und auch Überstunden machen, kann die Gesundheit gefährdet sein.

Was ist "gesünder" - Zeiten mit hoher Arbeitsbelastung und Überstunden, auf die dann ruhige und weniger intensive Phasen folgen? Oder kontinuierlich immer bisschen mehr arbeiten als im Arbeitsvertrag vereinbart?

Opitz: Natürlich sind nach Phasen hoher Arbeitsbelastung ruhigere Zeiten günstig. Letztlich gibt es hier aber individuelle Bedürfnisse zu beachten. Auch kontinuierliche Mehrarbeit bedarf eines Ausgleichs.

Beides gibt es nicht immer - aber ist es besser, Freizeit für die geleistete Mehrarbeit zu bekommen oder Geld? Von dem man sich dann ja eventuell einen erholsamen Urlaub finanzieren kann.

Opitz: Aus arbeitsmedizinischer Sicht ist der Freizeitausgleich vorzuziehen. Doch wir sollten uns im Klaren sein: Auch Urlaub kann Stress bedeuten.

Das gesamte Interview findet sich unter www.saarbruecker-zeitung/interview-opitz

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