Massive Kritik am Papst aus Kirche und Politik

Rom/Mainz. Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI. (Foto: afp) muss Kritik in bislang nicht gekanntem Ausmaß hinnehmen. Hintergrund ist die Wiederaufnahme von vier traditionalistischen Bischöfen, darunter der britische Holocaust-Leugner Richard Williamson, und die Ernennung des erzkonservativen Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof von Linz

Rom/Mainz. Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI. (Foto: afp) muss Kritik in bislang nicht gekanntem Ausmaß hinnehmen. Hintergrund ist die Wiederaufnahme von vier traditionalistischen Bischöfen, darunter der britische Holocaust-Leugner Richard Williamson, und die Ernennung des erzkonservativen Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof von Linz. Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann, langjähriger Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz, forderte eine klare Entschuldigung "von hoher Stelle". Die Wiederaufnahme Williamsons sei "eine Katastrophe für alle Holocaust-Überlebenden", erklärte Lehmann im Südwestrundfunk. Auch Hamburgs Erzbischof Werner Thissen nannte die Aufhebung der Kirchenstrafe gegen Williamson "eine schlechte Entscheidung". Das Verhältnis zu den Juden und zur Ökumene habe "faktisch Schaden erlitten". Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend nannte die Entscheidungen des Vatikan "unverständlich".Auch in der Politik erntete der Papst scharfe Kritik. Grünen-Chefin Claudia Roth forderte, Williamsons Rehabilitierung rückgängig zu machen. Alles andere sei "ein verheerendes Signal". CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla hofft ebenfalls auf einen Sinneswandel des Papstes. Nach seiner Erwartung werde die Kritik dazu beitragen, "dass am Ende eine Entscheidung steht, die dann vielleicht nicht mehr kritisiert wird". Der Zentralrat der Juden stellte seine Teilnahme an der "Woche der Brüderlichkeit" in Frage. Juden und katholische Kirche stünden "im Prinzip vor einem Scherbenhaufen", sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer. Unterstützung erfuhr der Pontifex unter anderem von Reinhard Marx, dem Erzbischof von München und Freising. Es sei nicht zu befürchten, dass sich die Kirche auf einen rückwärts gewandten Kurs begebe, sagte der ehemalige Bischof von Trier. Derweil kündigte der gerade rehabilitierte Bischof Bernard Tissier an, die Traditionalisten wollten ihre "Positionen nicht ändern, sondern Rom bekehren". , Seite A 4: Meinung dpa/ddp/red

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