Bio boomt in Europa. Das ist doch prima für Sie als Öko-Bauer?
Bio-Bauer „Der Wettbewerb in Europa müsste fairer sein“
Saarbrücken · Saarbrücken Bio ist nicht gleich bio. Deshalb sollte die EU keine Gleichmacherei durch Siegel verfolgen, fordert Gerhard Kempf, Gründer des Martinshofs in St. Wendel.
Bio ist nicht gleich bio. Deshalb sollte die EU keine Gleichmacherei durch Öko-Siegel verfolgen, fordert Gerhard Kempf, Gründer des Martinshofs in St. Wendel.
KEMPF Ja, schon. Das ist ja unser Anliegen, seit wir vor vielen Jahren auf bio gesetzt haben. Dennoch sehe ich das mit gemischten Gefühlen.
Warum?
KEMPF Wir profitieren ja nicht alle gleich vom Boom.
Wie das?
KEMPF Der Martinshof hat das erste Quartal mit einer negativen Umsatzentwicklung abgeschlossen – wie die gesamte Naturkost-Fachbranche übrigens auch. Die Leute gehen momentan mehr in den Supermarkt oder zum Discounter und kaufen dort bio ein. Aber das kann sich auch wieder ändern. Unser Hauslieferservice läuft hingegen weiter sehr gut. Da treffen wir scheinbar genau den Nerv moderner Familien.
Würde es Ihnen nicht helfen, wenn große Ketten dieselben Siegel auf Produkten tragen müssten wie Sie?
KEMPF Nicht zwingend. Wir haben ja einen ganz anderen Standard als Bio-Produkte im Supermarkt. Und den wollen wir mit Bioland- oder auch Demeter-Siegeln zeigen. Das ist ja das, was unsere Kunden von uns erwarten. Sie wollen ein hohes Maß an Transparenz, eine möglichst große Regionalität – und eine ehrliche Regionalität. Den Markt zu vereinfachen kann schnell zur Gleichmacherei werden.
Und was bringt Ihnen womöglich wirklich etwas?
KEMPF Wenn der Wettbewerb in Deutschland und Europa fairer wäre. Wir regionalen Bio-Bauern fordern seit Jahren, dass Bio-Höfe voll umgestellt sein müssen. Wir sind es. Doch viele, gerade große Anbieter, sind es nicht. Sie haben nur einen kleinen Teil ihrer Produktion auf bio ausgerichtet und können so natürlich ganz andere, niedrigere Preise aufrufen als wir. Da sehen wir an der Supermarkt-Kasse natürlich schlechter aus.