Massentourismus auf Mallorca Mallorca sagt „¡No!“ zum Massentourismus

Palma · Die Einwohner der beliebten spanischen Urlaubsinsel protestieren gegen die „Überfüllung der Insel“. Dieses Jahr steht ein Rekordansturm bevor.

 Die Einwohner der beliebten spanischen Urlaubsinsel protestieren gegen die „Überfüllung der Insel“. Dieses Jahr steht ein Rekordansturm bevor.

Die Einwohner der beliebten spanischen Urlaubsinsel protestieren gegen die „Überfüllung der Insel“. Dieses Jahr steht ein Rekordansturm bevor.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Die spanische Urlaubsinsel Mallorca steht vor einem Rekordsommer. So viele Touristen wie noch nie werden erwartet. Doch es scheint, als ob die vielen Feriengäste immer weniger willkommen sind. Bürgerinitiativen formieren sich, um gegen den Massenansturm und die „Überfüllung der Insel“ zu protestieren. Sie fordern, neue Hotels und Ferienwohnungen zu verbieten, die vom Boom provozierte Immobilienspekulation zu stoppen und Touristenexzessen Einhalt zu gebieten.

Auf einer Demonstration in Palma beklagten Bewohner, dass sie sich „fremd in der eigenen Stadt“ fühlen. „Viele Mallorquiner finden keine Mietwohnung mehr, weil alles an Urlauber vermietet wird.“ Die gnadenlose touristische Vermarktung führe zur Vertreibung der Einheimischen und der kleinen Stadtteilgeschäfte. Palma mit seiner berühmten historischen Altstadt verwandele sich in einen Vergnügungspark, sorgt sich die Bürgerbewegung „Ciutat per a qui l‘habita“ (Eine Stadt für die Bewohner). „Die Urlaubsindustrie ist für die Zerstörung unser Insel verantwortlich“, heißt es in einem Manifest, das von 15 Bürgerinitiativen und Umweltgruppen veröffentlicht wurde. Sie wehren sich gegen die „Touristisierung Palmas“, die größte Inselstadt mit 400 000 Einwohnern, die schon dem Kollaps nahe sei. Und sie kritisieren „die massive Bebauung der Küste“, die Erschöpfung der Trinkwasservorräte und die wachsenden Müllberge.

Die Webseite Change.org startete eine Unterschriftenaktion, um mit dem Schmuddeltourismus in den Partyhochburgen Playa de Palma und Magaluf Schluss zu machen. Eine Reaktion auf die ersten großen Negativschlagzeilen der Hochsaison: Im germanischen Sauf-Epizentrum Playa de Palma hatten deutsche Neonazis jüngst mit ausländerfeindlichen Parolen und einer Reichskriegsflagge einen Eklat provoziert. In der britischen Trinkerbastion Magaluf sorgten 20 Engländer, die splitternackt durchs Partyviertel zogen, für Empörung.

„Die Bewohner ertragen diese Art des billigen Tourismus nicht mehr“, heißt es in der Petition, die binnen weniger Tage schon von mehr als 10 000 Menschen unterschrieben wurde. Das sei „ein Tourismus ohne Respekt“. Die Inselpolitiker werden aufgefordert, endlich für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. „Nicht einen Sommer länger“, fordern die Unterzeichner, „das ist kein Qualitätstourismus, das ist Ressourcen-Raubbau zum Ausverkaufspreis.“

„Der Mallorca-Tourist – ein Störenfried?“, fragt die Mallorca Zeitung und berichtet über eine hitzige Expertendebatte im Inselradio, in welcher der örtliche Unternehmer Tolo Servera warnt: „Der Tourismus ist zu einem Problem geworden. Wenn hier nicht bald etwas geschieht, kommt es zu einem gewaltigen Knall.“ Auch Ciro Krauthausen, Chefredakteur der Mallorca Zeitung, befürchtet, dass die Stimmung kippen könnte. Es gebe „kaum ein Gespräch mit Inselbewohnern, in denen nicht laut über den großen Andrang gestöhnt wird“, schreibt er. Palmas Bürgermeister José Hila ist sich dieser Gefahr bewusst: Der Besucherstrom müsse geordnet und „unbürgerliches Verhalten“ unterbunden werden. An der Ballermann-Partymeile entlang der Playa de Palma will Hila künftig noch härter durchgreifen. „Touristen, die sich eine Woche lang betrinken wollen, brauchen wir nicht.“

Auch wenn Mallorca auf ein neues Rekordjahr zusteuert, in dem fast elf Millionen Touristen erwartet werden: Der aktuelle Ansturm ist offenbar nicht den Deutschen zu verdanken, die auf der Insel sonst den größten Anteil der internationalen Feriengäste stellten. Die Buchungen der „Alemanes“, so berichtet das spanische Fremdenverkehrsamt, liegen rund zehn Prozent unter dem Vorjahr. Offenbar weil die Insel, auf der die Preise kräftig gestiegen sind, für manche zu teuer geworden sei.

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