Lucke will rechte Kräfte aus AfD drängen

Berlin/Saarbrücken · AfD-Chef Lucke will klare Verhältnisse schaffen: In einer Mail an alle Mitglieder rechnet er mit seinen Vorstandskollegen ab und fordert den Bruch mit den radikalen Kräften des rechten Parteiflügels.

Mit einer offenen Kampfansage an den rechten Parteiflügel sucht AfD-Chef Bernd Lucke die Entscheidung im Richtungsstreit: In einer E-Mail an die Mitglieder legte Lucke den rechtsnationalen Kräften nahe, die AfD zu verlassen. In der Abspaltung sehe er die einzige Möglichkeit, die Partei zu retten. "Die Grundvorstellungen dieser beiden Gruppen sind unvereinbar", schrieb Lucke. Deshalb könnten Appelle zur Geschlossenheit nichts bewirken.

Nach Luckes Einschätzung spielen sich in der Partei "unterirdisch" derzeit besorgniserregende Veränderungen ab. Antikapitalistische, deutschnationale, antiislamische und zuwanderungsfeindliche Kräfte hätten dem Ansehen der AfD zuletzt stark geschadet. Dieses neue "Schmuddel-Image" sei auch ein Grund dafür, dass sich potenzielle AfD-Wähler - etwa bei der Wahl am Sonntag in Bremen - wieder der FDP zugewandt hätten, erklärte er.

Zuletzt hatten Gerüchte den internen Streit angeheizt, wonach Lucke einen Austritt aus der AfD plane, um eine neue Partei zu gründen. Brandenburgs AfD-Chef Alexander Gauland erhob derweil neue Vorwürfe gegen den Parteivorsitzenden. Die unterschiedlichen Flügel wären kein Problem, wenn "Lucke integrieren würde", sagte Gauland. Parteisprecherin Frauke Petry erklärte, letztlich könne man sich nur "auf Grundlage von Inhalten" verständigen. "Das müssen wir schleunigst machen." Der Landesvorstand der AfD Saar teilte auf Anfrage mit, er könne keinen "wirklichen Richtungsstreit" in der Partei wahrnehmen. An der Basis komme die Schärfe einer solchen Auseinandersetzung über Inhalte nicht an.

Die internen Auseinandersetzungen bescheren der AfD bereits seit Monaten negative Schlagzeilen. Zuletzt hatte Luckes liberaler Mitstreiter Hans-Olaf Henkel im April den Vorstand verlassen. Der ehemalige Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie hatte zuvor mehrfach vor einem Rechtsruck seiner Partei gewarnt. Im Juni will die AfD bei ihrem Bundesparteitag in Kassel einen neuen Vorstand wählen. Dort will sich Lucke zum alleinigen Vorsitzenden küren lassen. >

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort