Kritik an Behörden nach Attentat von Berlin

Berlin · Ermittler sind nach dem Fund von Fingerabdrücken offenbar sicher, dass der Tunesier Anis Amri den Lkw-Anschlag von Berlin verübt hat. Er war als gefährlicher Islamist bekannt. Das sorgt für kritische Fragen.

Nach dem Anschlag von Berlin mit zwölf Toten geraten deutsche Behörden unter Druck, weil ihnen der tatverdächtige Tunesier Anis Amri als Gefährder bekannt war. FDP-Chef Christian Lindner sprach von "katastrophalen Fehlern". "Es liegt offenbar ein Staatsversagen vor, das nicht toleriert werden kann", sagte er. Der Innenminister von Nordrhein-Westfalen (NRW), Ralf Jäger (SPD ), müsse aufklären, warum der Islamist nicht effektiv und lückenlos überwacht worden sei.

CDU-Bundesvize Armin Laschet sagte im Deutschlandfunk , es könne "nur erschüttern", wie Behörden in NRW gearbeitet hätten. Der Tunesier war im Sommer 2015 nach Deutschland eingereist. In Emmerich (NRW) durchsuchten Beamte gestern eine Flüchtlingsunterkunft. Dort war Amri laut "Spiegel online" offiziell gemeldet. Seit Februar 2016 soll er sich aber überwiegend in Berlin aufgehalten haben.

Nach Medienberichten wurde Amri in Italien und Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt. Die deutschen Behörden hatten den Tunesier, der mit verschiedenen Namen agierte, monatelang als Gefährder auf dem Radar. Eine Abschiebung nach Tunesien scheiterte, weil er keinen Pass hatte.

Die Bundesanwaltschaft erließ gestern Haftbefehl gegen den 24-Jährigen. Seine Fingerabdrücke wurden nach Angaben von Innenminister Thomas de Maizière (CDU ) am Fahrerhaus des Sattelzugs sichergestellt, der am Montagabend in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gerast war. Im Führerhaus hatten die Ermittler die Duldungspapiere des 24-Jährigen gefunden. Unter den zwölf Todesopfern des Anschlags sind neben dem offenbar ermordeten Lkw-Fahrer aus Polen auch eine israelische Frau sowie eine Italienerin. > e und Meinung

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