Angela Merkel macht sich in CDU rar Kramp-Karrenbauer hätte mehr erwartet

Berlin · Die „Merkel muss weg“-Rufe sind noch nicht so lange her. Nun ist die Kanzlerin wieder als Wahlkämpferin gefragt. Doch sie hält sich offensichtlich zurück.

 Wie sehr ziehen sie noch an einem Strang? CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer wünscht sich von Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr Engagement im Europa-Wahlkampf – aber die Kanzlerin mauert.

Wie sehr ziehen sie noch an einem Strang? CDU-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer wünscht sich von Bundeskanzlerin Angela Merkel mehr Engagement im Europa-Wahlkampf – aber die Kanzlerin mauert.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Nein, die Kanzlerin soll im Wahlkampf nicht versteckt werden. Angela Merkel habe zwar „um Verständnis gebeten, dass sie nach dem Verzicht auf den Parteivorsitz keine reinen Parteitermine mehr wahrnimmt“, sagt Thüringens CDU-Chef Mike Mohring im „Tagesspiegel“. Aber man bedenke das Ansehen, das die Kanzlerin nach wie vor genieße: „Mal ehrlich: Wie souverän sie in der Welt anerkannt ist, da muss man sie daheim nicht verstecken.“

Die „Merkel muss weg“-Rufe sind noch nicht so lange her. Die Kanzlerin hatte nach ihrem Rückzug vom CDU-Vorsitz keinen Zweifel daran gelassen, dass sie ihrer Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer „das Feld zur parteipolitischen Profilierung“ überlassen und sich auf die Regierungsarbeit konzentrieren wolle. An Wahlkampf mit Merkel gerade im Osten, wo ihre Flüchtlingspolitik auf besonders große Ablehnung stößt, wollte auch keiner so richtig denken.

Das internationale Renommee der Kanzlerin ist in der Tat auch nach dem Rückzug von der Parteispitze ausgesprochen gut. Das war etwa in der vergangenen Woche zu beobachten, als die in Brexit-Nöten steckende britische Premierministerin Theresa May vor dem EU-Gipfel zuerst zur Kanzlerin kam, um sich mit ihr zu beraten, und danach nach Paris weiterflog. Am nächsten Tag warb Merkel im Bundestag für einen längeren Brexit-Aufschub, um doch noch einen geordneten Austritt Großbritanniens hinzubekommen. Nun soll er spätestens Ende Oktober kommen.

Dieses Renommee täte natürlich auch der CDU im Europa-Wahlkampf gut. Doch Merkel hält sich zurück. Die „Welt am Sonntag“ schreibt, dass Kramp-Karrenbauer es gerne gesehen hätte, wenn die Kanzlerin am Wahlkampfauftakt von CDU und CSU am 27. April in Münster dabei wäre. Das ließ sich aber offenbar nicht mit Merkels Terminen vereinbaren. Nun kommt die Kanzlerin nur zum Wahlkampfabschluss am 24. Mai nach München. Dort reisen auch einige andere Staats- und Regierungschefs der Europäischen Volkspartei (EVP) an. Kramp-Karrenbauer habe wohl mehr erwartet, so die Zeitung.

Eine Sprecherin der CDU erklärte dazu lediglich: „In Absprache mit der Parteivorsitzenden wird die Bundeskanzlerin zur Abschlusskundgebung von CDU, CSU und EVP nach München kommen, darüber freuen wir uns. Abgesehen davon ist ihre erfolgreiche Politik für ein starkes Europa die entscheidende Wahlkampfunterstützung für die CDU.“

Nun steht Kramp-Karrenbauer beim Europa-Wahlkampf in Deutschland an vorderster Front. Merkel werde im Wahlkampf zusammen mit dem gemeinsamen Unions-Spitzenkandidaten Manfred Weber (CSU) an einigen ausgewählten Terminen im europäischen Ausland teilnehmen, so CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak bei der Vorstellung der Wahlplakate vor gut einer Woche. Die CDU-Vorsitzende erhält also eine weitere Bühne, um sich in Vorbereitung auf das Kanzleramt zu profilieren.

Allerdings wächst damit auch das Risiko, dass schlechte Wahlergebnisse, sei es in Europa, sei es bei den Landtagswahlen im Osten, ausschließlich Kramp-Karrenbauer auf die Füße fallen. Einige in der Union sind überzeugt, Merkel habe ihr zwar aufs Gleis geholfen. Aber ins Kanzleramt muss sie schon alleine fahren. Noch ist die Kanzlerin in der Situation, selbst zu bestimmen, wann sie mit Blick auf die nächste Bundestagswahl den Stab übergibt. Dauert es zu lange, könnten sich auch andere CDU-Granden nochmals positionieren.

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