Konkurrenz von Arzt und Klinik schadet Patienten

Berlin/Saarbrücken · In deutschen Kliniken werden Patienten auch zunehmend ambulant behandelt. Beim Zusammenspiel mit den niedergelassenen Ärzten hakt es jedoch häufig, wie eine aktuelle Studie zeigt. Meist geht das zu Lasten der Kranken.

Die Konkurrenz zwischen niedergelassenen Ärzten und Kliniken verschärft sich nach Ansicht des AOK-Bundesverbandes zusehends. Während die Zahl der ambulanten Behandlungen in Krankenhäusern steigt, lässt das Zusammenspiel mit den Arztpraxen zu wünschen übrig. Das zeigt der gestern vorgestellte Report der Krankenkasse. Die Experten bemängeln einen regelrechten "Wildwuchs" im ambulanten Bereich. So würden identische Leistungen unterschiedlich bezahlt, und es finde auch kein echter Qualitätswettbewerb statt. Leidtragende seien die Patienten .

Von einer verzahnten, am Bedürfnis der Patienten orientierten Versorgung sei man noch weit entfernt, sagte Ferdinand Gerlach, Chef des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Das treffe vor allem Menschen mit Mehrfach-Erkrankungen, die von verschiedenen Ärzten und Kliniken behandelt würden. "Kaum einer übernimmt die Gesamtverantwortung und schützt sie vor zu viel oder falscher Medizin", warnte Gerlach. Fehlanreize und mangelnde Regeln führen aus Sicht der Experten auch dazu, dass noch zu oft stationär behandelt werde. Demnach wären 3,7 Millionen der bundesweit 18,6 Millionen Krankenhausfälle im Jahr 2012 vermeidbar gewesen, wenn der ambulante Klinikbereich eine hochwertige Behandlung ermöglicht hätte.

Ärztevertreter im Saarland wiesen die Kritik zurück. Von Konkurrenz zwischen niedergelassenen und Klinik-Ärzten könne keine Rede sein, sagte Dr. Michael Kulas, Chef des saarländischen Hausärzteverbands, zur SZ. Für die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Saar erläuterte deren Vorsitzender Dr. Gunter Hauptmann, im Saarland gebe es "ein System, das andere KV-Bereiche so nicht haben". Hierzulande könne ein gemeinsamer Ausschuss von KV und Kassen "einzelne Klinikärzte ermächtigen, bestimmte Behandlungen vorzunehmen". Zudem könnten Patienten diese Leistungen in der Klinik nur mit einer Überweisung vom Facharzt in Anspruch nehmen. Von "Wildwuchs" könne also keine Rede sein, so Hauptmann.

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