Klerus und Laien stellen Eheverbot von Priestern infrage

Berlin. Nach dem Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle ist in der katholischen Kirche die Debatte über den Zölibat von Priestern neu entbrannt. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sprach sich am Wochenende für eine Koexistenz von zölibatär lebenden und verheirateten Priestern aus und stellte sich damit gegen die Position von Papst Benedikt XVI

Berlin. Nach dem Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle ist in der katholischen Kirche die Debatte über den Zölibat von Priestern neu entbrannt. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke sprach sich am Wochenende für eine Koexistenz von zölibatär lebenden und verheirateten Priestern aus und stellte sich damit gegen die Position von Papst Benedikt XVI. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) plädierte für die Aufhebung des Pflichtzölibats. Vatikansprecher Federico Lombardi stellte sich hingegen hinter die Position des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, "wonach die Frage des Zölibats in keiner Weise mit der der Pädophilie vermengt werden darf". Auch nach Ansicht Jaschkes gibt es keinen unmittelbaren Bezug zwischen dem Zölibat und den vielen Missbrauchsfällen in katholischen Einrichtungen. "Allerdings kann die zölibatäre Lebensform auch Menschen anziehen, die eine krankhafte Sexualität haben", sagte der Weihbischof. Sie würden hierin fälschlicherweise "eine Lösung ihrer Erkrankung" sehen. Laut Jaschke müssen Geistliche ein unverkrampftes Verhältnis zur Sexualität gewinnen. "Man muss sich selber auch als sexuelles Wesen erfahren", sagte er. Der sexuelle Trieb dürfe nicht abgeklemmt werden. Eine vollkommene Abschaffung des Zölibats lehnt der Weihbischof ebenso ab wie katholische Priesterinnen. Eine vergleichbare Position vertritt auch das Laiengremium ZdK. Die Kirche müsse "Konsequenzen struktureller Art ziehen und dabei reflektieren, ob es kirchenspezifische Bedingungen gibt, die den Missbrauch begünstigten", sagte Präsident Alois Glück. Dazu gehöre eine Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität, angefangen vom Umgang damit bis hin zur Auswahl des kirchlichen Personals. Die Aufhebung des Pflichtzölibats sei "ein Weg", allerdings sei damit das Problem alleine nicht gelöst.ddp

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