Jung und schön statt alt und verbraucht

Berlin · Es gebe „recht wenig“, was er sich nicht vorstellen könne, um wieder Schwung in die alternde CDU zu bringen, sagt Generalsekretär Peter Tauber. Zumindest eine seiner Reformideen dürfte der Kanzlerin aber ungelegen kommen.

Der CDU geht es nicht gut. In zehn Jahren, das hat Generalsekretär Peter Tauber herausgefunden, wird es kaum mehr jemanden geben, "der Wahlplakate klebt". Schuld ist die Struktur der Partei. Im Durchschnitt sind die 467 000 CDU-Mitglieder so alt wie ihre Vorsitzende Angela Merkel, nämlich (noch) 59 Jahre. Rettung tut Not.

Tauber stellte gestern im Präsidium und im Vorstand seine Gedankenspiele zu einer umfassenden Parteireform vor. Statt alt und verbraucht will die Union künftig lieber jung und schön sein. Vor allem Frauen, Migranten und Jüngere will der Generalsekretär stärker für die Partei gewinnen, weil diese drei Gruppen einen besonders großen Bogen um die CDU machen. Es reiche nicht mehr aus, "nur die Tür zu öffnen", so Tauber. Aus diesem Grunde sollen die Mitglieder vor Ort verstärkt dahin gehen, wo es weh tun kann - zum Bürger selbst. Dass es Potenzial für Neuanwerbungen gibt, davon zeigte sich Tauber überzeugt: Bei der Bundestagswahl habe die Union in allen soziologischen Gruppen Mehrheiten geholt. Dennoch geht es durch Austritte und Todesfälle bergab mit der Partei. Monatlich schrumpft die CDU laut Konrad-Adenauer-Haus im Saldo um bis zu 1000 Mitglieder.

Breit anlegen will der General seine möglichst schwungvolle Reform, mehrere Kommissionen sollen sie inhaltlich unterfüttern. Einbinden will Tauber insbesondere die Parteigänger, ob konservativ oder modern. Sie sollen in den nächsten Monaten Vorschläge einbringen, wie die Union attraktiver werden kann. Von Schnupper- über Familienmitgliedschaften bis zur stärkeren Online-Beteiligung in den sieben Bundesfachausschüssen und in neuen Netzwerken. "Es gibt recht wenig, was ich mir nicht vorstellen kann", befand der 39-Jährige.

Tauber selbst brachte am Wochenende in einem Interview die Urwahl des Kanzlerkandidaten ins Gespräch. Sollte die Basis sich dafür aussprechen, könnte es unbequem werden für Angela Merkel: Denn der General will seine Reform im Herbst 2015 abgeschlossen haben, also zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl. Wird Merkel dann vielleicht in den sauren Apfel beißen und sich den Mitgliedern stellen müssen? Wird sie all die möglicherweise kritischen Folgedebatten in Kauf nehmen? Die CDU wäre nicht die CDU , wenn sie dann nicht einen Ausweg parat hätte: "Das ist unspannend, solange man eine Kanzlerin hat", hieß es gestern vielsagend am Rande der Sitzungen. Merkel selbst soll dazu jede Äußerung vermieden haben.

Schon auf dem Parteitag Ende des Jahres in Köln will die Union erste Debatten über die Reform führen. Auch soll der Konvent in Form von Foren stattfinden. Allerdings warnten Führungskräfte gestern vor überzogenen Erwartungen. Mehr Menschen zu motivieren, in der CDU dauerhaft mitzuarbeiten, sei richtig und dringend notwendig. "Das wird aber nicht die Revolution werden", so ein Präsidiumsmitglied.

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