Jeder dritte Arbeitnehmer verzichtet auf Urlaubstage

Berlin/Saarbrücken · Um dem Leistungsdruck standzuhalten und Job-Verlust zu vermeiden, schenken viele Arbeitnehmer ihrer Firma unbezahlte Arbeitszeit: Sie verzichten auf tarifliche Urlaubstage. Das zeigt eine DGB-Studie.

Jeder dritte Arbeitnehmer lässt einer Umfrage zufolge Urlaubstage verfallen. Hauptgrund sei die Sorge vor Arbeitsplatzverlust, teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gestern mit. Am stärksten verbreitet ist ein solcher Verzicht in Reinigungs- und Bauberufen, am geringsten in Dienstleistungsbereichen wie Werbung, Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit. Der Trend gilt nach Gewerkschafts-Einschätzung auch im Saarland. Auch hier gebe es "Hinweise, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter Druck gesetzt werden, auf ihren schon geringen gesetzlichen Urlaub teilweise zu verzichten", sagte Verdi-Landesbezirksleiter Michael Blug zur SZ. Das gelte gerade für die Menschen, "die körperlich hart im Niedriglohnsektor arbeiten und über keine Tarifverträge und funktionierenden Betriebsräte verfügen".

Der DGB hatte knapp 4700 Beschäftigte befragt, die pro Woche zehn Stunden oder mehr arbeiten. 33 Prozent gaben dabei an, bereits auf Urlaubstage verzichtet zu haben. In der Reinigungsbranche war es jeder Zweite, in der Baubranche waren es 45 Prozent. Der DGB sieht auch einen Zusammenhang zwischen Urlaubsverzicht und Arbeitsbelastung: Je länger die wöchentliche Arbeitszeit sei, desto häufiger werde auf Urlaub verzichtet. Die Arbeitszeit werde so aus Sorge um die berufliche Zukunft verlängert, so der DGB.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände erklärte, die Befragung zeichne ein "interessengeleitet verzerrtes Bild". Allerdings hatte schon vor fünf Jahren das Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnet, dass Beschäftigte im Schnitt mehr als drei Urlaubstage pro Jahr verfallen lassen.

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