Kritik an Urheberrechtsreform „Upload-Filter schaden mehr als sie nutzen“

<img class="rteClosedtag" title="&lt;cColor:Paper&gt;" src="/image/icon_closedtag_mini.gif">BLIESKASTEL<img class="rteClosedtag" title="&lt;cColor:&gt;" src="/image/icon_closedtag_mini.gif"> · Mehr Urheberrechtskontrollen im Netz – was bedeutet das konkret? Der Blieskasteler Mediengestalter Dennis Keller (22) von der sechsköpfigen Filmemacher- und Informatikerformation „Ungekocht Genießbar“ erklärt, warum er nichts von Upload-Filtern hält.

Herr Keller, Sie haben mit elf Jahren Ihr erstes Video gedreht. Haben Sie damals schon über Urheberrechte nachgedacht?

KELLER Nein, natürlich nicht. Das war ein Lernprozess. Wir wurden auch ein paar Mal gesperrt. Uns hat überrascht, wie detailliert der Schutz ist; dass man selbst beim Kopieren der Schriftart unter Umständen aufpassen muss. Wir sind ja als Medienschaffende wiederum selbst an diesem Schutz interessiert.

Dann ist es doch gut, dass die EU strengere Regeln umsetzen will...

KELLER Nein, weil das nicht ohne Upload-Filter möglich wäre. 

Aber Youtube und Co. nutzen doch jetzt schon solche Filter. Warum die Hysterie?

KELLER Mit Filter geht die Reichweite deutlich zurück. Es ist eine Art Zensur. Außerdem kann man von einem Unternehmen wie Facebook nicht erwarten, dass es seine zwei Milliarden Nutzer, die potenziell etwas urheberrechtlich Geschütztes hochladen, einzeln kontrolliert.

Es gibt doch genügend Ausnahmen. Wikipedia protestiert, obwohl die Plattform gar nicht betroffen wäre. Unternehmer wie Sie wären auch ausgenommen, weil sie weniger als zehn Millionen Euro jährlich umsetzen. Warum die Panik?

KELLER Wikipedia protestiert zu Recht. Wer weiß denn, was als nächstes kommt? Wer weiß, ob das mit den Ausnahmen so bleibt? Wir haben doch schon ein geltendes Urheberrecht, das gut so ist, wie es ist.

Sie sagen, Ihre Videos wurden schon zensiert. Mussten sie auch Strafen zahlen?

KELLER Nein, man bekommt in der Regel immer erst eine Abmahnung.

Aber brauchen wir dann nicht gerade deshalb strengere Regeln?

KELLER Es gibt bestimmt Leute, für die die EU-Reform einen Mehrwert hätte. Aber der Anteil derer, denen es schaden würde, ist viel größer.

Sie machen viele Parodien, unter anderem haben Sie den Song der Band Münchner Freiheit „Ohne dich“ zu „Saarbrigger Freiheit – Wehe dir“ umgedichtet. Auf Youtube ist er abrufbar. Haben Sie wegen der Ähnlichkeit Probleme bekommen?

KELLER Parodien sind eine Grauzone. Grundsätzlich muss man immer schauen, dass man nie exakt das Original kopiert. Wir haben aber im Fall von „Wehe dir“ die Werbung ausgeschaltet, verdienen damit also kein Geld.

Und angenommen, Sie würden Geld verdienen und demnächst der Upload-Filter greifen. Würde das Video dann gesperrt?

KELLER Nein, er würde das Original dahinter vermutlich gar nicht erkennen.

Wenn der Filter noch nicht einmal bei Parodien Alarm schlägt, ist er dann nicht vollkommen harmlos?

KELLER Nein, Upload-Filter würden das Internet verändern. Man weiß auch nicht, wie Facebook und Co darauf reagieren werden. Denken Sie doch nur mal an die Datenschutzverordnung DSGVO. Ein klarer Fall von „Gut gedacht, aber schlecht ausgeführt“. Genauso ist das hier auch.

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